# taz.de -- heute in bremen: „Das System ist von Missbrauch geprägt“
       
       Interview David Siegmund-Schultze
       
       taz: Laura, was wollt ihr mit der Performance „Un violador en tu camino“
       (Ein Vergewaltiger auf deinem Weg) zum Ausdruck bringen?
       
       Laura: Die Performance ist als Protestaktion gedacht. Sie soll auf die
       Gewalt gegen Frauen* aufmerksam machen und ist im Kontext der derzeitigen
       sozialen Proteste in Chile entstanden. Seit dem Beginn des Aufstands in
       Chile am 18. Oktober wurden 106 Fälle von sexueller Gewalt und Missbrauch
       durch staatliche Akteure registriert. Das neoliberale System, gegen das die
       Menschen auf die Straße gehen, ist menschenfeindlich. Es ist von
       Unterdrückung und Machtmissbrauch gegen verschiedene Gruppen geprägt –
       darunter auch die Frauen*.
       
       Weshalb hat sie solch eine globale Verbreitung erfahren? 
       
       Weil das in allen Ländern stattfindet. Es sind keine spezifisch
       chilenischen Probleme. Deswegen fühlen sich viele Frauen* global davon
       angesprochen. Frauen*, die protestieren, sind einer zusätzlichen Gefahr der
       sexualisierten Gewalt durch die Polizei ausgesetzt.
       
       Lässt sich die Stelle „Der Unterdrückerstaat ist ein vergewaltigender
       Macho“ auch auf Deutschland beziehen? 
       
       Ja, auch hier gibt es Polizeigewalt. Wir werden an dem Originaltext nichts
       ändern, auch als Zeichen der internationalen Solidarität.
       
       In Paris haben Aktivistinnen die Performance auf Französisch aufgeführt.
       Haben Sie auch in Erwägung gezogen, es ins Deutsche zu übersetzen? 
       
       Wir haben das auch gemacht. Bei unserem Treffen hat sich nur
       herausgestellt, dass die Frauen* den spanischen Text wunderbar mitsingen
       können. Wir Chileninnen sind sehr dankbar, dass wir den Text jetzt im
       Original präsentieren werden. Für alle Teilnehmerinnen und umstehenden
       Personen haben wir aber auch Flugblätter mit der Übersetzung dabei, damit
       der Inhalt auch für alle verständlich wird.
       
       Werden sie mit den Teilnehmerinnen die Choreo vorher einüben? Kann jede
       einfach vorbeikommen? 
       
       Wir haben geprobt und festgestellt, dass wir das schnell drauf hatten. Wir
       waren alle so motiviert, und viele hatten die Videos schon im Netz gesehen.
       Deswegen laden wir alle Frauen* ein mitzumachen, auch wenn sie bei den
       Proben nicht dabei waren. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, ein
       Zeichen zu setzen.
       
       10 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Siegmund-Schultze
       
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