# taz.de -- VfL Osnabrück gewinnt in Kiel: Unaufhaltsame Aufsteiger
       
       > Der VfL Osnabrück erteilt Holstein Kiel beim 4:2 in der Zweiten
       > Fußball-Bundesliga eine Lehrstunde in Sachen Konsequenz.
       
 (IMG) Bild: Kiels Torwart Stefan Thesker hat gegen David Blacha buchstäblich das Nachsehen
       
       Kiel taz | Spannung, Spielkultur, sensationelle Treffer – das
       Zweitliga-Duell zwischen Holstein Kiel und dem VfL Osnabrück bot
       erstklassige Unterhaltung. Doch jubeln durfte am Ende nur der Aufsteiger
       aus Niedersachsen, der in der Vorwoche bereits den HSV als Verlierer auf
       die Heimreise geschickt hatte. Der 4:2-Auswärts-Triumph bei den Störchen
       glich einer Lehrstunde in Sachen Konsequenz.
       
       Die Gäste strahlten nach dem siebten Spiel in Folge ohne Niederlage um die
       Wette. Und einer ganz besonders: Marc Heider. Sieben Jahre hatte der
       33-jährige VfL-Kapitän von 2009 an das Kieler Trikot getragen. Hatte im
       Norden seine Frau Justine kennengelernt, den Status eines Publikumsliebling
       erlangt, war aber im Mai 2016 ohne offizielle Verabschiedung ausgemustert
       worden.
       
       Am Sonnabend nun stand der Offensiv-Kämpfer mit seiner Tochter auf dem Arm
       und seinem Sohn an der Hand in den Katakomben seiner alten Wirkungsstätte.
       Und analysierte ohne späte Häme und ohne Groll auf das Vergangene:
       „Offensiv effektiv sein, in der Defensive stabil stehen, brutal
       zusammenarbeiten – das ist das, was uns auszeichnet.“ Eigenschaften, die
       die Mannschaft von Trainer Daniel Thioune in Sichtweite der Aufstiegsränge
       geführt haben. „Für uns zählt nur der Klassenerhalt“, hielt Heider den Ball
       trotz des Höhenfluges flach.
       
       Und in der Tat, in Durchgang eins des Nord-Klassikers sah wenig nach einem
       Osnabrücker Sieg aus. Zu eindeutig dominierten die Gastgeber vor und nach
       Janni Serras spektakulärem Volleyschuss zur 1:0-Führung das Geschehen. „In
       den ersten 30 Minuten sind wir getaumelt wie ein angeschlagener Boxer“,
       gestand Thioune nach dem aus seiner Sicht „etwas glücklichen Sieg“ ein und
       beschwor im Nachklapp die „Momente, die du gegen einen solch starken Gegner
       brauchst“.
       
       ## Osnabrücker Momente
       
       Bei Moment eins stand Heider im Mittelpunkt. Holstein-Verteidiger Phil
       Neumann hatte ihm im KSV-Strafraum gegen das Standbein getreten. Referee
       Alexander Sather ahndete dieses Foul erst nach Intervention des
       Video-Schiedsrichters mit einem Strafstoß. Marcos Álvarez verwandelte zum
       1:1. Die Kieler antworteten mit dem 2:1 durch Alexander Mühlings
       Handelfmeter noch vor der Pause, mussten aber direkt nach Wiederbeginn den
       erneuten Ausgleich hinnehmen: einen 20-Meter-Freistoß von Álvarez in den
       Winkel. Der zweite Moment, der Osnabrück dem Glück ein Stück näher brachte.
       
       Und der dritte folgte prompt durch David Blacha (63.), der mit dem bis
       dahin sechsten Schuss auf das Kieler Tor aus einer Null-Chance das
       überraschende 3:2 machte. Kiel stürmte, kreierte Möglichkeiten – und
       belohnte sich nicht. Wie bei Serras Kopfball aus fünf Metern Entfernung. Im
       direkten Gegenzug veredelte Joker Bryan Henning einen perfekten Konter zum
       4:2. Die Entscheidung.
       
       Bei Holsteins Mittelfeldstrategen Jonas Meffert lagen danach die Nerven
       blank. Er zeigte Schiedsrichter Sather den Vogel und sah Rot. Ole Werner,
       mit 31 Jahren jüngster Coach im deutschen Profifußball, bewahrte dagegen
       zumindest äußerlich die Ruhe: „Das tut natürlich weh. Es war so ein Tag, an
       dem vieles eklig läuft. Dabei haben wir keine schlechte Leistung
       abgeliefert. Wir hatten aber nicht die Konsequenz, die der Gegner hatte.“
       
       ## Erfolgreicher Jung-Trainer
       
       Nach sechs Spieltagen war Werner vom U23-Coach zum Liga-Chef befördert
       worden. Mit der Zielvorgabe Klassenerhalt, nur fünf Zählern im Gepäck und
       der Hypothek seines bis April dauernden Lehrgangs zum Fußball-Lehrer in
       Hennef. Nach 16 Spieltagen sind es nun schon stolze 21 Punkte.
       
       Der Ergebnis-Rückschlag ist also kein Grund, Grundsätzliches infrage zu
       stellen. Zumal sein Team zum Jahresausklang in Nürnberg und Sandhausen
       seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann: Denn im Gegensatz zur
       Magerkost im Holstein-Stadion mit bisher nur vier Punkten pickten die
       Störche unter Werner auf fremdem Rasen immerhin zwölf Zähler auf.
       
       8 Dec 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Geidel
       
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