# taz.de -- Ermittlungen im Fall Jeffrey Epstein: Prinz Andrew zu Aussage bereit
       
       > Wegen der Vorwürfe im Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein hängt die
       > Rolle Prinz Andrews als aktives Mitglied der Königsfamilie in der
       > Schwebe.
       
 (IMG) Bild: Prince Andrew
       
       London dpa | Der britische Prinz Andrew (59) gerät immer tiefer in den
       Strudel des Missbrauchsskandals um den toten US-Geschäftsmann Jeffrey
       Epstein. Nach der Ankündigung, seine Aufgaben als Mitglied der
       Königsfamilie ruhen zu lassen, dürfte der Druck auf den Royal steigen, bei
       den Ermittlungsbehörden in den USA auszusagen. Erstmals stellte Andrew das
       nun uneingeschränkt in Aussicht.
       
       [1][Epstein nahm sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das
       Leben]. Ihm wurde vorgeworfen, Dutzende minderjähriger Frauen missbraucht
       und zur Prostitution gezwungen zu haben. Über viele Jahre war Andrew mit
       dem US-Multimillionär befreundet und war regelmäßiger Gast auf dessen
       Anwesen. Trotzdem will er von dem Missbrauch nichts mitbekommen haben.
       
       Eines der Opfer erzählt eine andere Geschichte. Virgina Giuffre erinnert
       sich daran, als 17-Jährige mehrmals zum Sex mit dem Prinzen gezwungen
       worden zu sein. Andrew weist das weit von sich. Doch ein Foto, das ihn mit
       der damals Jugendlichen im Londoner Haus der Epstein-Partnerin Ghislaine
       Maxwell zeigt, den Arm um ihre entblößte Hüfte gelegt, kann er nicht
       erklären. Bei einem BBC-Interview, das für ihn zum Befreiungsschlag werden
       sollte, wirkte er unbeholfen. Er könne sich nicht an Giuffre, die damals
       Roberts hieß, erinnern, so seine Verteidigung. Er wisse aber noch genau,
       dass er an dem betreffenden Abend in einem Pizzarestaurant in einem kleinen
       Ort nahe London gewesen sei.
       
       Zu den Ereignissen könnte Andrew möglicherweise bald von Beamten der
       US-Ermittlungsbehörde FBI befragt werden. Das forderte unter anderem die
       amerikanische Opferanwältin Gloria Allred bei einer Pressekonferenz am
       Dienstag in Los Angeles. Sie vertritt mehrere Epstein-Opfer. Müsste der
       Prinz unter Eid aussagen, würde er Gefahr laufen, sich mit einer
       Falschaussage strafbar zu machen.
       
       ## Vorläufiger Rückzug
       
       Noch [2][bei seinem BBC-Interview vor wenigen Tagen hatte Andrew einer
       Aussage nur unter Vorbehalt zugestimmt]. Doch in einer Mitteilung am
       Mittwochabend gab er den Widerstand auf. Er bereue weiterhin
       uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe zutiefst Mitgefühl mit
       den Opfern, so Andrew. „Selbstverständlich bin ich bereit, mit jeder
       zuständigen Ermittlungsbehörde zusammenzuarbeiten, wenn es notwendig sein
       sollte.“
       
       Gleichzeitig gab er seinen vorläufigen Rückzug von den Aufgaben als
       Mitglied der britischen Königsfamilie bekannt. Ihm sei klar geworden, „dass
       die Umstände meiner früheren Verbindung zu Jeffrey Epstein zu einer enormen
       Störung geworden sind für die Arbeit meiner Familie und die wertvolle
       Arbeit in den Organisationen und Vereinen, die ich mit Stolz unterstützt
       habe“, schrieb Andrew. Er habe daher die Queen gebeten, „auf absehbare
       Zeit“ von seinen Aufgaben zurücktreten zu dürfen. Die Königin habe ihm das
       gewährt.
       
       In den vergangenen Tagen war Andrew immer stärker unter Druck geraten.
       Mehrere große Sponsoren entzogen Projekten ihre Unterstützung, für die
       Andrew als Schirmherr fungierte. Darunter waren so namhafte Unternehmen wie
       BT (British Telecommunications), die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG
       und die Bank Standard Chartered. Der Druck, in den USA auszusagen, dürfte
       weiter wachsen. Nach Medienberichten hat Virginia Giuffre der BBC bereits
       ein Interview zu ihren Vorwürfen gegen Andrew gegeben.
       
       21 Nov 2019
       
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