# taz.de -- heute in bremen: „Seit 30 Jahren wird auf unserm Rücken gespart“
       
       Interview David Siegmund-Schultze
       
       taz: Herr Suhlrie, Sie streiten schon seit vier Jahren für bessere
       Arbeitsbedingungen der Honorarkräfte an der Musikschule. Was ist Ihr
       Problem? 
       
       Gerhard Suhlrie: Die Musikschule war früher eine Behörde, die an das
       Kulturressort angeschlossen war. Das wurde in den 80er-Jahren gekippt. Auf
       Anweisung einer Unternehmungsberatung wurden die Tarif- in Honorarverträge
       überführt. Mit den Folgen dieser Entscheidung haben wir bis heute zu
       kämpfen. Seit 2002 ist es etwa zu keiner Anhebung unserer Honorare
       gekommen. Aufgrund der Inflation bedeutet das einen Lohnverlust von etwa 25
       Prozent. Mittlerweile wurde eine unserer Hauptforderungen in den
       Koalitionsvertrag aufgenommen: Die Musikschule soll vom Eigenbetrieb wieder
       in eine „nebengeordnete Behörde“ umgewandelt werden.
       
       Welche Vorteile hätte diese erneute Umwandlung der Musikschule denn? 
       
       Wir hätten endlich einen Tarifpartner und eine Personalvertretung. Die
       wenigen Tarifangestellten, die wir aufgrund alter Verträge heute noch
       haben, verdienen in etwa das Doppelte der Honorarkräfte – und das trotz
       gleicher Qualifikationen und Arbeitszeiten. Mit der Umwandlung könnte der
       Spruch „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ also endlich auch bei uns
       Wirklichkeit werden. Außerdem würden wir dann auch im Krankheitsfall und in
       den Schulferien bezahlt werden oder könnten uns Elternzeit nehmen. All das
       ist uns bisher noch verwehrt geblieben.
       
       Heute treffen Sie sich mit Bürgermeister Bovenschulte. Warum ist das noch
       nötig, wenn Sie doch das Versprechen zur Umwandlung schon haben? 
       
       Wir hatten eine Zusage erhalten, dass die Maßnahme bereits zum 1. o1. 2020
       erfolge. Deswegen haben wir bis jetzt auch die Füße still gehalten. Nun
       heißt es, es seien erst frühestens zum Sommer dieses Jahres Beratungen zum
       Thema geplant. Es scheint, als ob die Kultur vor dem Hintergrund der
       Haushaltsprobleme um die Geno oder den Flughafen mal wieder hinten
       runterfällt.
       
       Warum sollte Ihr Anliegen denn jetzt Priorität haben? 
       
       Weil es einfach überfällig ist. Seit 30 Jahren wird auf unserem Rücken
       gespart. Dabei leisten wir sehr wichtige Arbeit: Wir gestalten Konzerte in
       der freien Musikszene und bilden den musikalischen Nachwuchs aus. Wenn die
       Situation so prekär bleibt können wir begabten Schüler*innen nicht mehr
       empfehlen, Musik zu studieren, weil es schlicht keine Perspektiven gibt.
       
       Personalräteversammlung mit dem Gesamtpersonalrat Bremen und Andreas
       Bovenschulte; die Musikschule ist mit einer Delegation vertreten. Treffen
       im Konsul-Hackfeld-Haus, Birkenstraße 34, 9.30 Uhr
       
       27 Nov 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Siegmund-Schultze
       
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