# taz.de -- heute in hamburg: „Friedlich und unfriedlich wie immer“
       
       Interview Carlotta Kurth
       
       taz: Herr Blechschmidt, 1989 wurde die Rote Flora besetzt, um hohen Mieten
       und einer Aufwertung des Viertels vorzubeugen. Gut geklappt hat das nicht
       wirklich, oder? 
       
       Andreas Blechschmidt: Mit diesem politischen Anliegen sind wir tatsächlich
       gescheitert, ja. Man muss leider auch anmerken, dass die Rote Flora mit
       ihrer Ablehnung von vertraglichen Lösungen als subkultureller Faktor den
       Prozess der Gentrifizierung unfreiwillig sogar mitangefeuert hat. Ohne die
       Flora wäre die Schanze vielleicht nicht zu dem hippen, kreativen Stadtteil
       geworden, der sie heute ist.
       
       Welche Anliegen verfolgt die Rote Flora heute? 
       
       Aktuell geht es um Migrationspolitik und die Frage, wem gehört die Stadt?
       Wir kämpfen für eine solidarische, grenzenlose Gesellschaft.
       
       Bürgermeister Peter Tschentscher hat kürzlich in einem Interview gesagt,
       dass die Rote Flora friedlicher geworden sei. Stimmt das? 
       
       Die Flora ist so friedlich und unfriedlich, wie sie es in den letzten 30
       Jahren immer war. Für uns war es immer klar, dass wir den bewussten
       Regelbruch als Teil unserer Politik betrachten.
       
       Von einigen Seiten kommt der Vorwurf des Linksextremismus … 
       
       Das ist Etikettenkleberei, die VerfassungsschützerInnen gerne betreiben.
       Daran beteiligen wir uns eigentlich ungern. Wir haben eine klare politische
       Haltung. Die Mühe, das zu etikettieren, überlassen wir anderen.
       
       Wofür steht die Rote Flora denn? 
       
       Sie ist erst mal ein Treffpunkt für alle, die sich mit den politischen
       Inhalten der Flora identifizieren. Also Antisexismus, Antirassismus, sich
       gegen Antisemitismus zu wehren und Kapitalismus in Frage zu stellen. Wir
       sind deshalb grundsätzlich ein Ort der politisch-kritischen
       Gegenöffentlichkeit.
       
       Kann die Rote Flora in Zukunft Frieden schließen mit Polizei und Politik? 
       
       Ich gehe nicht davon aus, dass es dazu eine Veranlassung gibt. Um Frieden
       zu schließen, müsste das eine Polizei und Politik sein, die eine gänzlich
       andere Politik betreiben, als sie das bisher tun. Deshalb werden wir in
       entschlossener Feindschaft auch in Zukunft unseren politischen Kurs
       verfolgen.
       
       Haben Sie Bedenken, dass es in Zukunft noch zu einer Räumung kommen kann? 
       
       Räumungsforderungen begleiten die Rote Flora so zuverlässig wie das
       schlechte Wetter Hamburg. Insofern sehen wir das nach 30 Jahren mit einer
       gewissen Gelassenheit.
       
       2 Oct 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Carlotta Kurth
       
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