# taz.de -- Die Wahrheit: Blaubeeren am Freitag, den 13.
       
       > Was tun bei Paraskevidekatriaphobie? Sich zu Hause einschließen, das hat
       > die Geschichte gezeigt, ist auch keine Lösung. Kreuzfahrt machen auch
       > nicht.
       
       Nein, abergläubisch bin ich nicht. Aber Freitag, der 13. ist nun mal ein
       Unglückstag, so viel steht fest. Vorigen Freitag fing es damit an, dass
       morgens das Klo verstopft war und überlief. Der Orangensaft zum Frühstück
       war vergoren, obwohl er laut Ablaufdatum mindestens bis zum 13. haltbar
       sein sollte. Aus Angst vor einer Explosion des Herds beschloss ich, abends
       ein Fertiggericht in der Mikrowelle zu wärmen. Es war verdorben, obwohl es
       ebenso wie der Saft bis Freitag haltbar sein sollte.
       
       Gut, das sind Kleinigkeiten im Vergleich zu anderen Unglücken, die an einem
       Freitag, dem 13. geschehen sind. So fielen die Sintflut und der Turmbau zu
       Babel auf diesen Tag, ebenso wie die Bombardierung des Buckingham-Palasts
       am 13. September 1940, der Wirbelsturm in Bangladesch am 13. November 1970,
       bei dem 300.000 Menschen umkamen, und das Verschwinden des chilenischen
       Flugzeugs in den Anden am 13. Oktober 1972. 16 Passagiere hatten zwei
       Monate lang nur überlebt, weil sie die Toten verspeist hatten.
       Schiffsreisen sollte man ebenfalls meiden. Am Freitag, dem 13. Januar 2012
       sank das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ vor der Küste Italiens, 30
       Menschen ertranken.
       
       Andererseits hat eine Untersuchung von britischen Versicherungsunternehmen
       ergeben, dass an einem Freitag, dem 13. wesentlich weniger Unfälle im
       Haushalt und auf der Straße geschehen. Das liegt daran, dass Leute wie ich
       besonders auf der Hut sind und nichts riskieren wollen. Deshalb gehen bei
       den Versicherungen nur die Hälfte der Schadensmeldungen ein wie an anderen
       Tagen.
       
       Wissenschaftler haben ein Wort für diese begründete Furcht vor dem Freitag,
       dem 13. erfunden: die [1][Paraskevidekatriaphobie], vom griechischen Wort
       „Paraskevi“, das „Vorbereitung“ bedeutet – Vorbereitung auf die
       sonntägliche Messe, mit der bereits am Freitag begonnen wurde. Außerdem ist
       Paraskeva ein griechischer Vorname, zum Beispiel von Paraskeva Pyatnitsa,
       der Schutzheiligen der Frauenarbeit, und von Paraskeva von Rom, der
       Schutzheiligen der Blinden. Beide wurden enthauptet und hatten allen Grund
       für Paraskevidekatriaphobie.
       
       ## Wir sehen uns wieder – am 13. Dezember 2019
       
       Vorige Woche kam erschwerend der Vollmond hinzu, der nur alle 20 Jahre auf
       diesen Unglückstag fällt. Zwar war in Europa erst am frühen Samstag
       Vollmond, aber durch die Zeitverschiebung geschah das in manchen Regionen
       der Welt bereits am Freitag. Abergläubische Menschen rechneten deshalb fest
       mit dem Weltuntergang.
       
       Ich hingegen war nachts Blaubeeren sammeln. Aber nicht im Wald, sondern auf
       dem Küchenfußboden. Der Beutel mit anderthalb Kilo der kleinen Kugeln war
       geplatzt. Das nächste Mal fällt der 13. Dezember auf einen Freitag. An dem
       Tag im Bett zu bleiben, ist leider keine Alternative: Ein Daz Baxter aus
       New York hatte 1976 genau das aus lauter Angst getan, doch dann stürzte
       sein Haus ein, und er kam ums Leben. Dann lieber Blaubeeren sammeln.
       
       16 Sep 2019
       
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