# taz.de -- Chinas Druck auf Joshua Wong: Berlin ist nicht Hongkong
       
       > Der Aktivist Joshua Wong vergleicht Hongkong mit dem Berlin des Kalten
       > Kriegs. Recht hat er damit nicht. Diesmal sind die Kräfte noch ungleicher
       > verteilt.
       
 (IMG) Bild: Die Sache von Joshua Wong ist auch unsere Sache
       
       Joshua Wong kommt nach Berlin, um Unterstützung und Aufmerksamkeit für
       seine Sache zu erbitten. Wongs Sache ist nicht nur seine, sondern auch die
       von Millionen weiteren Hongkonger:innen. Es geht um den Kampf für
       Demokratie mit Chinas Führung in Peking, die immer mehr Druck auf die
       Sonderverwaltungszone ausübt. Journalist:innen, Politiker:innen – alle
       blicken auf den 22-jährigen Wong, der wie ein Lobbyist in maßgeschneidertem
       Anzug von Pressetermin zu Pressetermin tourt. Und Wong hat einen klugen
       Vergleich dabei: [1][Hongkong sei das neue Berlin], Austragungsort des
       Kampfes zwischen Demokratie und Diktatur.
       
       Auch China schaut auf Wong. Die chinesische Regierung beobachtet genau, wer
       sich hier mit wem trifft. Und sie stellt auch klar, was sie von der
       freundlichen Aufmerksamkeit für Wong hält. Am Dienstag hatte sich
       Außenminister Heiko Maas bei einer Feier der Bild-Zeitung mit ihm
       unterhalten. Die chinesische Regierung nannte das einen „Akt der
       Respektlosigkeit“ und warnte Deutschland davor, sich in chinesische Belange
       einzumischen.
       
       Dieses Prinzip ist seit Jahrzehnten das gleiche, ob Tibet, Xinjiang oder
       nun Hongkong. Es lautet: „Mischt euch nicht in unsere inneren
       Angelegenheiten ein.“ Und Deutschland hält sich an diese Vorgabe, weil die
       ökonomische Abhängigkeit von China viel zu groß ist. Da scheint es genug,
       wenn die Kanzlerin beim China-Besuch kurz die „Lage der Menschenrechte“
       oder die „Situation in Hongkong“ anspricht. Höfliche Kritik, stets
       folgenlos. Wer die Spielregeln bestimmt, ist klar. China weiß um seine
       Macht und um die Schwäche Europas.
       
       Anders als Wong es beschreibt, ist [2][Hongkong] nämlich nicht das Berlin
       des Kalten Kriegs. Diesmal sind die Kräfte noch ungleicher verteilt. Und
       obwohl Sympathien für die Demokratiebewegung in Deutschland zu wachsen
       scheinen, wird die Bundesregierung sich für das Geld entscheiden und nicht
       für die Revolte. Denn diese Sache von Joshua Wong und den Hongkonger:innen
       – sie ist eben auch unsere Sache. Aber leider spielt Deutschland zuerst um
       den eigenen Sieg.
       
       11 Sep 2019
       
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