# taz.de -- Lammsbräu will nicht mangelhaft sein
       
       > Nach negativem Urteil für sein Bio-Mineralwasser zweifelt das Unternehmen
       > die Messergebnisse an
       
       Von Jaris Lanzendörfer
       
       Den Stein ins Rollen gebracht hat vor wenigen Wochen das Juli-Heft der
       Stiftung Warentest: Auf neun Seiten präsentierte es unter dem Motto „Der
       große Wasser-Check“ eine ganze Reihe Mineralwässer, darunter auch das „Bio
       Kristall Still“ von Neumarkter Lammsbräu. „Mangelhaft“ lautete das Urteil.
       „Wir halten die Bezeichnung als Bio-Mineralwasser für nicht
       gerechtfertigt“, schreiben die Warentester. Warentest-Projektleiterin
       Birgit Rahlender erläutert jedoch: „Ohne Bio-Logo wäre das Produkt in
       Ordnung gewesen.“
       
       Ausgerechnet die Neumarkter Brauerei und Mälzerei Lammsbräu, die vor rund
       neun Jahren gerichtlich dafür gekämpft hatte, dass Mineralwasserprodukte
       den „Bio“-Zusatz erhalten dürfen. Im letzten Geschäftsjahr war der Absatz
       der Mineralwasserreihe von Lammsbräu um ein Viertel auf 25.000 Hektoliter
       angestiegen. Kein Wunder, dass sich das Öko-Unternehmen nun in
       Schadensbegrenzung versucht.
       
       Der Vorwurf der Tester ist, dass die Radiumwerte zu hoch sind. Wieso landet
       Radium im Mineralwasser? Luise Hoffmann, Fachberaterin Lebensmittel und
       Ernährung der Verbraucherzentrale Thüringen, erklärt, dass es um die beiden
       Isotope Radium 226 und Radium 228 gehe, die zu „den natürlichen
       radioaktiven Nukliden“ gehören. Radioaktive Strahlung schädigt humane
       Zellen. Allerdings verfüge der – ausgewachsene – menschliche Körper über
       Reparaturmechanismen.
       
       Deshalb legt die Mineral- und Tafelwasserverordnung für Mineralwasser
       keinen Radium-Grenzwert fest. Zumal, so Hoffmann, das in Deutschland
       angebotene Mineralwasser üblicherweise nicht die von der
       Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Richtwerte für Erwachsene
       überschreite. Mineralwasser für die Zubereitung für Säuglingsnahrung wird
       stärker kontrolliert. Hier liegt der Grenzwert für Radium 226 in
       Kombination mit Radium 228 bei 100 Millibecquerel pro Liter. Die Anbieter
       von Bio-Mineralwasser orientieren sich normalerweise an diesem Grenzwert.
       
       Stiftung Warentest hatte nun in internen Untersuchungen einen
       Kombinationswert von 132 Millibecquerel pro Liter festgestellt – über dem
       Grenzwert. Darüber hinaus kritisiert Projektleiterin Rahlender, dass die
       Werte auch bei den externen Messergebnissen der letzten Jahre, die den
       Testern vorlagen, deutlich geschwankt hätten: „Wenn ich mal nichts messe
       und dann 70 Millibecquerel pro Liter, dann habe ich ein Problem. Es ist
       oberste Voraussetzung, dass das Wasser konstant sein muss, diese
       Schwankungen muss man erklären.“
       
       Lammsbräu selbst verweist darauf, dass es sein Wasser regelmäßig bei einem
       neutralen Labor in Bad Kissingen untersuchen lasse. Laut öffentlich
       einsehbaren Dokumenten ist der Radiumgrenzwert bislang nie überschritten
       worden, der höchste Wert ist vom 14. Mai 2019, als die Kombination zwischen
       70 und 80 Millibecquerel pro Liter betrug. Das Unternehmen würde das
       Ergebnis deshalb gern mit dem Messlabor der Stiftung Warentest und dessen
       Expertenrat besprechen. Die Stiftung sieht sich jedoch als alleinige
       Ansprechpartnerin. Man wolle das Labor aus Streitigkeiten heraushalten,
       damit Messungen in Ruhe durchgeführt werden können.
       
       Lammsbräu könnte nun versuchen, die Stiftung Warentest zu zwingen, die
       Daten des Messlabors offenzulegen. Ob sie das tun, ließ das Unternehmen auf
       Anfrage offen.
       
       29 Jul 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jaris Lanzendörfer
       
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