# taz.de -- Fashion Week in Berlin: Stoffe aus Algen und Brennnesseln
       
       > Am Montag startete die dreitägige Berliner Modewoche. Eins ist klar: Auch
       > hier entwickelt sich der Trend in Richtung Nachhaltigkeit.
       
 (IMG) Bild: Ein Model präsentiert eine Kreation von Designer Christoph Rumpf
       
       Berlin taz | Natürlich wird es auch die Highlights geben. Drei Tage
       Mercedes Benz Fashion Week (von Montag bis Mittwoch) eröffnen mit dem
       Newcomer Christoph Rumpf und seiner Liebe zu Flohmärkten, zum Upcycling:
       aus alten Kleidern und Stoffen Neues und Langlebiges machen. Damit ist
       gleich zu Anfang [1][das Motto Nachhaltigkeit] gesetzt für ein schier
       unüberblickbares Wimmeln von Labels, neuen Ideen und Veranstaltungen in
       dieser Woche.
       
       Wer ein spezielles Interesse hat, findet seinen Weg. Nur die Journalistin,
       die sich von Berufs wegen für alles interessieren muss, zögert. Aber eins
       ist klar: Das große Ganze läuft in Richtung Nachhaltigkeit.
       
       Es gibt Marken, die Nachhaltigkeit als Unternehmensphilosophie haben,
       andere, die sie mehr oder weniger radikal mitmachen, und viele Labels, die
       traditionell im Vogue Salon und im Berliner Modesalon ihre Entwürfe
       präsentieren, integrieren immer mehr Elemente von Nachhaltigkeit – ohne
       ihre ästhetischen Qualitäten aufzugeben.
       
       So werden auf dieser Fashion Week auch die bewährten Formate, etwa die vom
       Fashion Council Germany unterstützten Shows, von Montag bis Freitag zu
       sehen sein. Konferenzen werden stattfinden, etwa über die Zukunft der
       Modeindustrie oder die Konferenz von Zeitmagazin und Vogue.
       
       ## Farben aus Algen
       
       Die Hauptsache aber in Berlin sind traditionell die Messen. 3.000 Brands
       haben sich angemeldet und allein auf den Messen Premium, Show & Order,
       Seek, Panorama, Selvedge Run, Xoom, Bright werden an die 1.800 Kollektionen
       gezeigt – und hoffentlich bestellt. Auch neue Formen des Bestellens
       entstehen, etwa über eine Ordering-Plattform für progressive und
       nachhaltige Mode, namens The Brand Show.tv, die in dieser Woche gelauncht
       wird.
       
       Dazu kommt aber schließlich jene Messe For Future, die am heutigen Dienstag
       beginnt und jetzt zum zweiten Mal stattfindet: Neonyt – wie griechisch
       neos: neu, und skandinavisch nytt: neu. Schon seit 2009 gab es auf der
       Fashion Week Berlin einen Green Show Room und die Ethical Fashion Show. Aus
       ihnen aber entwickelte sich im Januar 2019 „The global Hub for Fashion,
       Sustainability, Innovation“. Neonyt im Kraftwerk in der Köpenicker Straße
       sprengt traditionelle Messen.
       
       Sie ist eine Plattform für über 150 Aussteller aus 26 Ländern, Auftakt mit
       eigener Modenschau (Dienstag, 10 Uhr, E-Werk) und drei Tage volles
       Programm: eine dreitägige Konferenz (Fashionsustain), zahlreiche
       Diskussionsveranstaltungen (Fashionimpact), Expertengespräche über
       Lieferketten (Showcase) und Zertifizierungs-Labels (Knowledge Lounge),
       Social Media und Lifestyle-Journalismus (Prepeek).
       
       Immer geht es um Ressourcen-Schonung und Arbeitsbedingungen, um neue
       Materialien und ökologische Fasern. Faire Bio-Baumwolle ist da nur das
       Altbekannte. Unbekanntere Dinge tauchen auf: etwa die erstaunliche Idee von
       Renana Krebs, die Mode mit Stoffen und Farben aus Algen macht. Auf der
       Zeitmagazin-Konferenz (am Donnerstag um 13.30 Uhr) wird sie ihre Firma
       Algalife vorstellen.
       
       ## Eine nachhaltigere Zukunft
       
       Oder Stoffe aus Brennnesselfasern, ein Pilotprojekt des Leibniz-Instituts
       für Agrarechnik und Bioökonomie Potsdam (die wohl noch nicht auf der Neonyt
       vertreten ist). Dazu kommen neue Techniken, Fasern zu recyclen. Berlin und
       seine Modemessen sind auf dem guten Weg, zum Pionier für nachhaltige Mode
       zu werden.
       
       Aber die Mode selbst? Die Fashion Show „Best of Sustainable Fashion“ heute
       Vormittag wird das Thema „Denim“ haben und man darf gespannt sein auf die
       Outfits. Weit weg von Kreuzberg aber wird anderes gefeiert: 40 Jahre „Vogue
       Deutschland“.
       
       Im zweiten Stock des KaDeWe findet jetzt der „Vogue Salon“ statt und die
       Auslagen des KaDeWe stellen von jedem Salon der vergangenen acht Jahre
       jeweils ein Stück aus. Das ist eine gute Gelegenheit, einmal kurz
       zurückzutreten und ein kleines Stück Berliner Modegeschichte zu studieren –
       und sie nach Belieben in eine nachhaltige Zukunft fortzuschreiben.
       
       1 Jul 2019
       
       ## LINKS
       
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