# taz.de -- Korruptionsvorwurf gegen Platini: Ex-Uefa-Präsident freigelassen
       
       > Ermittler haben den früheren Uefa-Präsidenten intensiv zu
       > Korruptionsvorwürfen zur Vergabe der Fußball-WM nach Katar befragt. Nun
       > ist er wieder frei.
       
 (IMG) Bild: Nach intensiver Befragung wieder frei: Michel Platini
       
       Paris dpa | Die französische Polizei hat den für alle Fußballaktivitäten
       gesperrten früheren Uefa-Präsidenten Michel Platini nach mehrstündiger
       Vernehmung aus dem Gewahrsam entlassen. Der 63-Jährige sei von den
       Ermittlern intensiv zu [1][Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der
       Vergabe der Fußball-WM 2022 nach Katar] befragt worden, berichtete die
       französische Nachrichtenagentur AFP in der Nacht zum Mittwoch. Nach seiner
       Freilassung habe Platini erschöpft gewirkt und gesagt: „Das hat lange
       gedauert, aber angesichts der Vielzahl an Fragen musste es lange dauern, da
       man mir Fragen zur EM 2016 (in Frankreich) gestellt hat, zur
       Weltmeisterschaft in Russland (2018), zur WM in Katar, zur Fifa.“
       
       Nach der polizeilichen Anhörung des früheren UEFA-Präsidenten Michel
       Platini ist kein Verfahren gegen den bald 64-Jährigen eröffnet worden. Das
       bestätigten Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch in Paris.
       
       Letztlich sei „viel, viel Lärm um nichts“ gemacht worden, beklagte Platinis
       Anwalt William Bourdon laut AFP, nachdem sein Mandant kurz vor 1.00 Uhr
       nachts wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. Neben dem einstigen
       Fußballnationalspieler vernahmen die Antikorruptionsermittler in Nanterre
       bei Paris laut französischen Medienberichten auch Sophie Dion, eine frühere
       Sportberaterin des ehemaligen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Ebenfalls
       angehört, aber nicht formal in Gewahrsam genommen wurde demnach der frühere
       Élysée-Generalsekretär Claude Guéant, der unter Sarkozy diente.
       
       Der Polizeigewahrsam ist bei Anhörungen zu Finanzuntersuchungen in
       Frankreich keine Seltenheit. „Die Ermittler wollten aus technischen
       Gründen, ausschließlich technischen, dass die Personen angehört werden,
       damit sie sich nicht untereinander absprechen können“, betonte Platinis
       Anwalt. „Wir sind beide ruhig und blicken zuversichtlich in die Zukunft.“
       Platini hatte die Vorwürfe schon am Dienstag zurückgewiesen und über seinen
       Berater wissen lassen, dass er sich „nichts vorzuwerfen“ habe. Folgerichtig
       sei er auch nicht verhaftet worden.
       
       Französischen Medien zufolge geht es bei den seit 2016 laufenden
       Ermittlungen zur umstrittenen WM-Vergabe nach Katar unter anderem um
       Bestechungsverdacht. Im Fall Platini interessieren sich die Ermittler laut
       der üblicherweise gut informierten Online-Plattform Mediapart für dessen
       Treffen im Élyséepalast am 23. November 2010 mit dem damaligen Präsidenten
       Sarkozy und dem heutigem Emir von Katar, Tamim bin Hamad. Kurz danach
       wurden am 2. Dezember 2010 die WM-Turniere 2018 an Russland und 2022 an
       Katar vergeben.
       
       Seitdem halten sich massive Anschuldigungen zu unlauteren Machenschaften
       bis hin zu Korruptionsvorwürfen gegen die Gastgeberländer und mehrere
       frühere Fifa-Funktionäre. Platini unterstützte damals öffentlich Katar.
       
       ## Schon seit Jahren aus der Fußballwelt verbannt
       
       Schon 2015 hatte der damalige Fifa-Präsident Joseph Blatter von einer
       Absprache über die Stimmenvergabe gesprochen und das Treffen im
       Élyséepalast erwähnt. Danach habe sich das Stimmenverhältnis zwischen Katar
       und den USA zugunsten des Emirats geändert.
       
       Blatter bekräftigte am Dienstag seine Vorwürfe. „Platini hat mich angerufen
       und mir gesagt, dass er eine Unterhaltung mit Nicolas Sarkozy im Élysée
       hatte und dass er und seine Freunde aus nationalen wirtschaftlichen
       Interessen für Katar stimmen könnten“, sagte der Schweizer der
       französischen Zeitung L'Equipe. Und so sei es auch gekommen: Die vier
       Stimmen seien nach Katar gegangen, die USA folglich mit 8:14 Stimmen
       unterlegen gewesen.
       
       Platini ist bereits seit Jahren aus der Fußballwelt verbannt. Der frühere
       Weltklassespieler wurde von der Fifa-Ethikkommission 2015 zunächst für acht
       Jahre für alle Fußballaktivitäten gesperrt – die Strafe wurde aber später
       auf vier Jahre reduziert. Grund war eine dubiose Zahlung von zwei Millionen
       Schweizer Franken, die er 2011 von Blatter erhalten hatte. Laut Blatter und
       Platini handelte es sich um eine verspätete Honorarzahlung für Platinis
       Fifa-Arbeit in den Jahren 1998 bis 2002.
       
       Katar ist auch Eigner des französischen Hauptstadtclubs Paris Saint-Germain
       (PSG). Die Beteiligungsfirma Qatar Sports Investments (QSI) kaufte 2011 für
       weniger als 50 Millionen Euro die Aktienmehrheit von PSG, ein Jahr später
       wurde der Club komplett übernommen.
       
       Platini galt vor seiner Sperre als Favorit auf die Nachfolge von Blatter
       als Fifa-Präsident. Nach seinem Ausschluss setzte sich überraschend sein
       ehemaliger enger Vertrauter Gianni Infantino bei der Wahl zum Chef des
       Weltverbands durch. Platinis Sperre läuft im Oktober 2019 aus. Ob der
       ehemalige Mittelfeldregisseur wieder in die Sportfunktionärswelt
       zurückkehren kann, ist fraglicher denn je.
       
       19 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Ehemaliger-Uefa-Chef-in-Polizeihaft/!5604246
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Michel Platini
 (DIR) Uefa
 (DIR) Katar
 (DIR) Russland
 (DIR) Fußball-WM 2022
 (DIR) Fußball
 (DIR) Kolumne Press-Schlag
 (DIR) Frauen-WM 2019 
 (DIR) Michel Platini
 (DIR) Fußball
 (DIR) DFB-Präsident
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Platini vor Rückkehr in den Fußball: Wettbewerb der Schurken
       
       Mit Michel Platini könnte Fifa-Chef Gianni Infantino einen Gegenspieler
       bekommen. Eine gute Nachricht ist das nicht.
       
 (DIR) Weltfußballverband Fifa: Image weißwaschen mit Frauen
       
       Die Fifa präsentiert die Fußball-WM der Frauen gern als unschuldiges Kind.
       Auch Katar lässt Frauen zur Reputationspflege für sich spielen.
       
 (DIR) Ehemaliger Uefa-Chef in Polizeihaft: Korruptionsvorwurf gegen Platini
       
       Wegen der Männer-WM-Vergabe an Katar und Russland gibt es schwere
       Anschuldigungen gegen den Exfunktionär. Zuletzt gab er sich unbeeindruckt.
       
 (DIR) Früherer Uefa-Präsident festgenommen: Platini in Polizeigewahrsam
       
       Offenbar wegen der umstrittenen WM-Vergabe an Katar ist Michel Platini
       festgenommen worden. Er ist derzeit für alle Fußballaktivitäten gesperrt.
       
 (DIR) Rücktritt von DFB-Präsident Grindel: Danke für nichts
       
       Korruption, Ausreden, Peinlichkeiten: Nach fast drei Jahren gibt Reinhard
       Grindel das Amt des DFB-Präsidenten endlich ab.