# taz.de -- das medienhaus an derfriedrichstraße: Der streitbare Visionär
       
       > Er hat gegründet und erfunden, was das Zeug hält: Mathias Bröckers ist
       > Blogwart, digitaler Berater, Sachbuchautor, tazler früher Stunde,
       > Katholik und vor allem auch: ein geschätzter Kollege
       
 (IMG) Bild: Mathias Bröckers im Wandel der Zeit: oben als junger Kulturredakteur (2. v. l.) um 1987, unten bei der Vorstellung des Buchs zum taz-Geburtstag 2018
       
       Von Nicola Schwarzmaier und Jan Feddersen
       
       Mathias Bröckers hat nicht nur die taz gegründet, er hat auch das Internet
       erfunden, taz.de erschaffen, den klug entwickelten Fake zur medialen
       Kunstform erhoben und damit faktisch der taz-Wahrheitsseite auf die Welt
       geholfen. Er ist viel beschäftigter Blogger und weiß, wer hinter 9/11
       steckt und wer John F. Kennedy wirklich ermordet hat.
       
       Zeitweise hat er in der taz das Kulturressort verantwortet und dafür sogar
       die Edelfedern der deutschsprachigen Literaturszene von Jelinek über Müller
       bis Enzensberger für eine taz-Ausgabe ins Haus geholt. Er hatte eine
       Kolumne und war hochaktiver taz-Autor. Irgendwann wurde er selbst der immer
       streitfreudigen taz-Redaktion zu radikal, seine Verschwörungstheorien zu
       krude. Er ist der taz dennoch treu geblieben. Gründete die taz Blogs und
       wurde zum – dieser Name ist bei manchen umstritten, von ihm aber geliebt –
       Blogwart. Außerdem ist er „digitaler Berater“ und sitzt in der jüngsten
       Abteilung der taz, der digitalen Transformation.
       
       Wenn es drauf ankommt, dann ackert er für die taz. 2018 hat er innerhalb
       weniger Monate gemeinsam mit taz-Redakteur Stefan Reinecke das riesige
       Jubiläumsbuch zum 40. taz-Geburtstag herausgegeben – und ohne Murren seine
       Nächte und Wochenenden geopfert.
       
       Dafür gibt es immer wieder Phasen, in denen er sich mit großem Engagement
       eigenen Projekten widmet. Jüngst etwa einem kleinen Büchlein, in welchem er
       für die Freilassung von Julian Assange plädiert. Überhaupt, die Bücher: Als
       Autor und Herausgeber zeichnet Mathias Bröckers für ungefähr 71 Sachbücher
       verantwortlich (so ganz genau lässt sich das nicht ermitteln, Anm. d.
       Redaktion). Einige dieser Werke sind reichlich streitbar, andere zu
       Klassikern avanciert. So auch ein dicker gelber Band mit dem schlichten
       Titel „Hanf“.
       
       ## Händchen fürs Visionäre
       
       Zur Pflanze mit der berauschenden Wirkung pflegt Bröckers nicht nur eine
       innige konsumistische Verbindung. Wie kaum ein Zweiter setzte er sich
       bereits in den 1990ern mit dem wirtschaftlichen und ökologischen Potenzial
       der Nutzpflanze Hanf auseinander. Nicht wenige in diesem Metier bezeichnen
       ihn deshalb heute als „Hanfpapst“.
       
       Mathias Bröckers hat ein Händchen fürs Visionäre, selbst als nun
       65-Jähriger. Er weiß, was im Internet gerade Phase ist, wo die technische
       Entwicklung hingeht, und hat immer wieder Ideen, wie die Zukunft auch der
       taz aussehen kann. Wenn niemand sie hören will, hält er seinen Mund. Und
       sagt hinterher, wenn er doch recht hatte, nur leise: Hab ich schon vor fünf
       Jahren gewusst!
       
       Uneitel ist er nicht. Zu neuen Bekanntschaften sagt er gern: Google mich
       mal, damit du weißt, mit wem du es zu tun hast! Gleichzeitig ist er frei
       von jedem Dünkel, zumindest, was Statussymbole betrifft. Als sein Jaguar
       einst auf der Autobahn in Rauch aufging, stand er begeistert davor und
       bestaunte den Qualm.
       
       „Bröcki“ ist katholisch und betont das manchmal auch. Er hat Albert
       Hoffmann (Entdecker des LSD) persönlich kennengelernt und war schwer
       beeindruckt, dass dieser auch im höchsten Alter keine Brille trug. Und
       jetzt kommt es: Mathias Bröckers benötigt auch keine Brille. Wie viel er
       allerdings noch hört, bleibt sein Geheimnis.
       
       Eins darf nicht unerwähnt bleiben: Kollege Bröckers kann andere Meinungen
       und Auffassungen nicht nur aushalten, sondern auch wertschätzen.
       Bedingungslose Zustimmung langweilt ihn geradezu. Gern sagt er: Für den
       Meinungsstreit wurde die taz gegründet.
       
       Wir gratulieren ihm von Herzen zu seinem 65. Geburtstag!
       
       29 Jun 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jan Feddersen
 (DIR) Nicola Schwarzmaier
       
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