# taz.de -- Alba auf dem Sprung ins Traum-Finale
> Alba Berlin hat am Mittwochabend Oldenburg überrollt und steht kurz vor
> dem Basketbal-Meisterschafts-Finale gegen Bayern München
Von Nicolas Sowa
Geradezu mit Siebenmeilensneakern marschieren die Basketballer von Alba
Berlin momentan durch die Play-offs der Bundesliga. Im Viertelfinale wurde
Ulm glatt mit 3:0-Siegen geschlagen und nach dem 79:68-Heimsieg am
Mittwochabend gegen Oldenburg liegen die Berliner auch im Halbfinale schon
2:0 in Führung. „Besser kann es für den Moment nicht sein“, freut sich
Manager Marco Baldi nach dem Erfolg.
Gespielt wird in einer Best-of-Five-Serie – wer zuerst drei Siege hat, ist
weiter. Somit kann Alba schon am Sonntag im dritten Spiel der Serie in
Oldenburg den Finaleinzug perfekt machen. Doch der isländische Guard Martin
Hermannsson warnt: „Noch ist nichts geschafft. Die 2:0-Führung bedeutet am
Sonntag nichts.“
Allerdings macht Alba in der wichtigsten Saisonphase bisher einen sehr
gefestigten Eindruck. Am Mittwochabend vergaben die Berliner in der ersten
Halbzeit zwar sehr viele offene Würfe – sehr ungewöhnlich für das
offensivstärkste Team der Liga. Und doch brach keine Panik aus. „Wir
treffen nicht und bleiben trotzdem ruhig und fangen nicht an, irgendwas neu
zu erfinden“, lobt Baldi sein Team, „Wir treffen gute Entscheidungen und
haben eine durchgängige Intensität.“
Dabei steckt Alba eine sehr harte Saison in den Knochen: Durch das
Erreichen des Finales im Eurocup (dort verlor man gegen Valencia) – dem
nach der amerikanischen NBA zweithöchsten Wettbewerb im Basketball – musste
das Team deutlich mehr Spiele absolvieren als die Konkurrenz.
Halbfinalgegner Oldenburg etwa spielte gar nicht europäisch. Doch
vielleicht profitieren Albas Spieler auch von den hochintensiven Play-offs
im Eurocup: „Wir bleiben in unserer Spur. Das war im Laufe der Saison nicht
immer so. Da sieht man mal, wie eine Mannschaft im Laufe einer Saison
reifen kann“, findet Baldi.
Auch der Guard Hermannsson sieht in der Belastung durch den engen
Spielrhythmus eher einen Vorteil: „Es ist jetzt härter für Oldenburg. Das
hatten sie in der ganzen Saison nicht. Und das verändert schon etwas. Wir
hingegen sind daran gewöhnt.“
Aber auch das Kollektiv Alba arbeitet besser zusammen: Sind es bei
Oldenburg meist nur drei Spieler, die das Gros der Punkte erzielen, trafen
bei Alba am Mittwoch gleich sechs Akteure zweistellig – ohne das einer
dabei herausragte. Hermannsson sagt: „Unsere Ausgeglichenheit und Breite im
Kader ist der Schlüssel in dieser Serie bisher.“ Alba kann viel
durchwechseln und somit den Tempo-Basketball über die gesamte Spielzeit
praktizieren. „Und natürlich hofft man, dass dem Gegner irgendwann die
Puste ausgeht“, sagt Kapitän und Small Forward Niels Giffey. Bisher ging
das Rezept auf: Die Oldenburger Leistungsträger stehen im Schnitt deutlich
länger auf der Platte und bekamen zum Ende der Spiele oft Foulprobleme.
Aktuell zahlt es sich für Alba auch aus, dass sie wieder mehr Zeit für
Übungen haben: „Wir haben ja Monate praktisch ohne Training verbracht. Aber
das ist für ein so junges Team wie das unsrige unerlässlich“, glaubt Baldi.
Durch den schnellen Sieg im Viertelfinale hatte man eine ganze Woche Zeit,
sich auf Oldenburg vorzubereiten. Zudem konnte man auch etwas regenerieren.
Denn die Play-offs sei oft auch eine Kopffrage. „Der ist in dieser Phase
oft wichtiger als der Körper“, findet Hermannsson. Deshalb wolle man am
Sonntag auch die Serie gewinnen – selbst wenn man bei einer Niederlage noch
zwei weitere Matchbälle hätte. „Sonst fängt irgendwann der Kopf doch an zu
arbeiten“, warnt Giffey.
Der mögliche Finalgegner dürfte Bayern München heißen, die in ihrem
Halbfinale gegen Vechta auch 2:0 in Führung liegen. Das wäre dann die
Neuauflage des Vorjahresfinales, das die Bayern gewannen. Daran denkt bei
Alba aber momentan noch keiner. Man konzentriere sich voll aufs nächste
Spiel, wie Nationalspieler Joshiko Saibou sagte. Mit dem Finaleinzug wäre
ein Saisonziel aber schon erreicht: Da die Bayern ab nächster Saison eine
Wildcard für die Euroleague erhalten, wird wohl der Finalgegner deren Platz
in der Champions League erhalten. „Und da wollen wir unbedingt hin“, sagt
Baldi.
7 Jun 2019
## AUTOREN
(DIR) Nicolas Sowa
## ARTIKEL ZUM THEMA