# taz.de -- Kommentar Kurienkardinal Pell verurteilt: Erster Schritt der Aufarbeitung
       
       > Das Urteil gegen den australischen Kardinal Pell hat einen klaren Punkt
       > gesetzt. Selbst die Berufung bietet eine Chance.
       
 (IMG) Bild: Damals noch in voller Amtswürde: George Pell (Archivbild aus dem Jahr 2008), nun nur noch ein verurteilter Sexualstraftäter
       
       Der Prozess gegen den australischen Kurienkardinal George Pell und das
       Urteil sind voller Merkwürdigkeiten und Superlative. Die frühere Nummer
       drei des Vatikans ist der bisher ranghöchste wegen Missbrauchs von Kindern
       angeklagte und verurteilte Geistliche. Im Verlauf des Verfahrens herrschte
       eine [1][ungewöhnliche strikte Nachrichtensperre]. Dadurch sollte eine
       Beeinflussung der Geschworenen verhindert werden. Bei der
       Urteilsverkündigung am Mittwoch gab es dann das genaue und ebenso
       ungewöhnliche Gegenteil: Das Strafmaß wurde plötzlich live im Fernsehen
       verkündet. Das Argument des Richters: größtmögliche Transparenz.
       
       [2][Auch die Verurteilung ist ungewöhnlich], denn das Urteil basiert auf
       der Zeugenaussage eines einzigen Mannes. Da Pell stets seine Unschuld
       beteuerte, stand Aussage gegen Aussage. Doch im Unterschied zu dem
       Kardinal werteten die 12 Geschworenen die Aussage des heute 36-jährigen
       Opfers einstimmig als glaubwürdig. Pell hingegen schwieg meist. Sein
       Hauptargument war nur, dass doch niemand glauben könne, er würde sein hohes
       Amt durch den Missbrauch von Kindern gefährden.
       
       Doch genau dies hat er getan, im Wissen um seine machtvolle Position. Der
       Richter hat ihm eine entsprechend starke Arroganz attestiert. Pell hat sich
       verzockt und noch dazu einen Anwalt engagiert, der die Verbrechen des
       Kardinals als „Blümchensex“ abtat. Diese Wortwahl zeigt das Problem: die
       Verharmlosung sexueller Gewalt. Es ist deshalb sehr zu begrüßen, dass das
       Urteil hier einen klaren Punkt setzt und den Kardinal endlich von seinem
       hohen Ross herunterholt.
       
       Die Berufung, die ungewöhnlich rasch schon im Juni stattfinden soll, gibt
       Pell noch eine zweite Chance. Sie ist aber zugleich die Chance, mit den von
       Konservativen gestreuten Zweifeln an dem Urteil aufzuräumen. Inzwischen ist
       bereits eine weitere Klage gegen Pell anhängig. Letztlich kann die
       Verurteilung Pells nur ein erster wichtiger Meilenstein sein auf dem Weg
       der australischen Kirche wie der katholischen insgesamt, jahrzehntelang
       vertuschte kriminelle Praktiken aufzuarbeiten.
       
       13 Mar 2019
       
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