# taz.de -- Oberbürgermeisterwahl in Danzig: Überwältigender Sieg
       
       > Die Juristin Aleksandra Dulkiewicz wird Nachfolgerin des im Januar
       > erstochenen Paweł Adamowicz. Auch sie erhielt bereits Morddrohungen.
       
 (IMG) Bild: Danzigs neue Oberbürgermeisterin: Aleksandra Dulkiewicz
       
       Warschau taz | Der Sieg ist überwältigend: Aleksandra Dulkiewicz hat bei
       den vorgezogenen Oberbürgermeisterwahlen der polnischen Ostseemetropole
       Danzig über 80 Prozent der Wählerstimmen gewonnen. Zwei eher exotische
       Rechtsaußen-Gegenkandidaten landeten weit abgeschlagen. Die 39-jährige
       Juristin tritt damit die Nachfolge des Mitte Januar ermordeten Paweł
       Adamowicz an. Sie ist nun eine von zwölf Oberbürgermeisterinnen, die Polens
       107 Großstädte regieren.
       
       Trotz der Freude über das gute Ergebnis kam im Wahlkomitee von Dulkiewicz
       kein überschäumender Jubel auf. Zu frisch noch sind immer noch Schock und
       Trauer [1][über den auf einer Benefizveranstaltung erstochenen Adamowicz].
       
       Seine letzten Worte sind [2][auch für Dulkiewicz wegweisend]: „Danzig ist
       großzügig und verbindet sich mit dem Guten. Danzig will eine Stadt der
       Solidarität sein. Ich danke euch sehr dafür, dass ihr euer Geld in die
       Sammelbüchsen geworfen habt. Es ist eine wunderbare Sache, sich an die
       Seite des Guten zu stellen. Ihr seid wunderbar. Danzig ist die wunderbarste
       Stadt der Welt. Danke!“
       
       Die 39-jährige Juristin, die bisher als Adamowiczʼ Stellvertreterin die
       Ressorts Investitionen und später Soziales leitete, wird es nicht leicht
       haben. Zwar stellten weder die nationalpopulistische Regierungspartei Recht
       und Gerechtigkeit (PiS) noch die liberalkonservative Oppositionspartei
       Bürgerplattform (PO) Gegenkandidaten auf, doch ob die lokale
       Wählervereinigung „Alles für Danzig“ sich auf Dauer gegen die beiden
       Großparteien wird durchsetzen können, ist offen.
       
       ## Unter Polizeischutz
       
       Wie schwierig es werden kann, spürte Dulkieiwcz schon während des
       Wahlkampfes: sie bekam Morddrohungen – so wie zuvor auch Adamowicz – und
       musste Polizeischutz in Anspruch nehmen. Zudem griff der PiS-Kulturminister
       Piotr Gliński das Europäische Solidarność-Zentrum (ECS) in Danzig an und
       strich ihm direkt nach der verlorenen Kommunalwahl in Danzig drei von
       sieben Millionen Zloty Zuschuss. Das war genau der Betrag für das
       ECS-Programm, mit dem Polens Integration in die EU und Polens
       Zivilgesellschaft gefördert werden sollen.
       
       Am Ende kam das Geld durch eine Spendenaktion auf Facebook zusammen. Eine
       junge Schneiderin hatte sie gestartet. Innerhalb von 24 Stunden zahlten
       Danziger und viele Polen aus aller Welt über drei Millionen Zloty ein, so
       dass das ECS wieder normal arbeiten kann – zumindest bis zum Jahresende.
       Diese Aktion wie auch das hervorragende Wahlergebnis zeigen Dulkiewicz,
       dass sie auf die Solidarität der Danziger bauen kann.
       
       Dies wird wichtig, wenn die PiS in den nächsten Monaten erneut versuchen
       sollte, die Geschichte umzuschreiben. 2019 stehen zwei große Gedenktage an,
       bei denen Danzig eine Schlüsselrolle spielen wird: Am 4. Juni 1989 fanden
       in Polen und im gesamten damaligen Ostblock die ersten halbfreien und
       -demokratischen Wahlen statt. Monate später fiel in Berlin die Mauer. Das
       ECS in Danzig wird die Gedenkfeiern im ganzen Land koordinieren.
       
       ## „Tag auch der Gefallenen“
       
       Am 1. September soll an den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erinnert
       werden. Bislang war die Stadt Danzig als Initiatorin der jährlichen
       Gedenkfeiern auch Gastgeberin. Doch seit zwei Jahren versucht die
       PiS-Regierung den Danzigern das Heft des Handelns aus der Hand zu nehmen
       und an diesem Tag auch der „Gefallenen“ der Flugzeugkatastrophe von
       Smolensk zu gedenken.
       
       Im April 2010 war das polnische Präsidentenflugzeug bei dichtem Nebel über
       Smolensk abgestürzt. Die unter PiS-Anhängern populäre These, dass es sich
       um einen russischen Anschlag auf den damaligen Präsidenten Lech Kaczyński
       (PiS) gehandelt habe, konnte nicht bewiesen werden.
       
       4 Mar 2019
       
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 (DIR) Gabriele Lesser
       
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