# taz.de -- Die Wahrheit: Der Frühjahrsputz
       
       > Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit. Diesmal darf sich die
       > Leserschaft an einem Poem über jahreszeitliche Prokrastination erfreuen.
       
       Ob Kasten, Boden, Fenster, Tisch
       
       Es gibt heut nichts, was ich nicht wisch
       
       Regale, Becken, Wanne, Schrank
       
       Es glänzt jetzt alles blitzeblank
       
       Den Unrat sauber wegbewegt
       
       Den Schmutz und Mist hinfort gefegt
       
       Nun darf ich sagen, mit Verlaub
       
       Wohin man blickt: kein Körnchen Staub
       
       Obwohl, vielleicht da vorn im Eck
       
       Liegt noch ein kleines bisschen Dreck
       
       Und ja, okay, es trotzt der Schmutz
       
       Am Lampenschirm bislang dem Putz
       
       Mag sein, dass noch der Boden klebt
       
       Die Spinne webt, die Wollmaus schwebt
       
       Ich mach’s gleich weg, ich hab’s im Nu
       
       Na gut, erwischt! Ich geb es zu
       
       Bisher ist gar nichts rein gewischt
       
       Nur Lügen hab ich aufgetischt
       
       In Wahrheit sieht’s bei mir Zuhaus
       
       Wie unter Hempels Sofa aus
       
       Um mich zu drücken von der Pflicht
       
       Zu putzen, schreib ich dies Gedicht
       
       Doch bleibt dadurch im Endeffekt
       
       Die Bude grindig und verdreckt
       
       So schwöre ich beim Schimmelrand
       
       Im Bad, ich habe klar erkannt
       
       Was einer Wohnung gar nicht nutzt
       
       Ist, wenn man sie nur lyrisch putzt
       
       28 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jürgen Miedl
       
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