# taz.de -- heute in hamburg: „Bezug auf den Ursprung nehmen“
       
       Interview Frieda Ahrens
       
       taz: Frau Angut Oola, wie kann man durch Mode politische Einstellung
       ausdrücken? 
       
       Beatrace Angut Oola: Bei Mode, vor allem afrikanischer, ist es so, dass die
       Materialien und Symbole eine Bedeutung haben. Ich denke, die Mode ist ein
       Ausdrucksmerkmal für Befindlichkeit und von Identität. Das hängt auch mit
       dem gesellschaftlichen Wandel zusammen: Man kann sich heute so zeigen, wie
       man sich fühlt oder früher vielleicht gar nicht zeigen konnte. Man kann
       also, wie auch bei Frisuren, durch Mode Political Statements signalisieren.
       
       Ist das nicht eher ein Ausdruck von Individualität? 
       
       Es hat sich eine neue zeitgenössische afrikanische Modeszene entwickelt. Es
       gibt alte afrikanische Schriften, die von jungen Designern neu
       transformiert werden. Die neuen Designs zeigen, welche Bedeutung die
       Kleidung einer Person hat, in welcher Szene man aktiv ist, auch zu welchem
       Volk jemand gehört. Diejenigen, die nicht in der Szene aktiv sind, können
       diese Codes nicht lesen. Im westlichen Raum ist das nicht denkbar.
       
       Und wie sieht es in Deutschland aus? 
       
       Es gibt ja auch Mode aus der rechten Szene mit gewissen Codes. Die in der
       Szene sind, können diese Codes direkt identifizieren. Aber man kann nicht
       mehr nur an Klamotten einschätzen, wer in die linke oder rechte Partei
       gehört. Das ist auch ein wenig erschreckend. Früher konnte man das besser
       einschätzen, aufgrund der Mode: Springerstiefel, Bomberjacke – das war dann
       klar. Politische Statements sind durchaus nach wie vor vorhanden, aber
       versteckter.
       
       Ist es kulturelle Aneignung, wenn große Labels mit Kleidung aus den
       afrikanischen Ländern arbeiten? 
       
       Wenn Bezug auf den Ursprung genommen wird, kann ich das tolerieren. Aber
       wenn die Labels das nur tun, um die wirtschaftliche Stabilität zu stärken,
       ist das schwierig. Zara hat zum Beispiel einmal versucht, die Arbeit eines
       jungen Designers zu kopieren, indem sie Socken mit dem gleichen Muster
       produziert haben. Der südafrikanische Designer Maxhosa hatte genug
       Einfluss, um mit Anwälten dagegen vorzugehen. Zara musste alle Socken aus
       dem Sortiment nehmen.
       
       Darf ich denn als Einzelperson einfach so afrikanische Mode kaufen? 
       
       Eine Tasche schön finden und sie kaufen, ohne sich große Gedanken darüber
       zu machen, ist die Regel. Leider geht dadurch etwas verloren. Ich denke,
       dass es sinnvoll wäre, sich mit dem Hintergrund der Mode auseinandersetzen.
       
       8 Feb 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frieda Ahrens
       
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