# taz.de -- heute in bremen: „Strategien für einen Umsturz nach rechts“
       
       Interview Moritz Warnecke
       
       taz: Frau Renner, das wohl bekannteste rechtsterroristische Netzwerk war
       der NSU. Welche anderen Netzwerke gibt es heute? 
       
       Martina Renner: Es sind aktuell drei Entwicklungen zu beobachten: Wir haben
       eine Reorganisation altbekannter Neonazi-Organisationen wie zum Beispiel
       Combat 18. Daneben gibt es Gruppen wie die Weiße Wölfe Terrorcrew, die sich
       aus einer extrem rechten, militanten „Mischszene“ rekrutieren. Die dritte
       Struktur sind sogenannte Schattenarmeen. Sie haben ihre Mitglieder in der
       Bundeswehr und der Polizei, also eher im bürgerlichen Lager, wenn man so
       will. Bei den Netzwerken von „Nordkreuz“ und des Bundeswehrsoldaten Franco
       A. existieren auch Verbindungen zu AfD-Politikern. Früher haben Neonazis
       mal bei der Bundeswehr Waffen entwendet. Aber sie haben sich nicht in
       dieser Weise innerhalb der Strukturen der Bundeswehr organisiert. Das ist
       schon eine neue Qualität.
       
       Welche Gefahren gehen von diesen Gruppen aus? 
       
       Auch wenn 2017 die Zahlen der extrem rechten Gewalttaten leicht rückläufig
       waren, sind sie immer noch auf einem hohen Niveau. Insbesondere was die
       Qualität und die Gefährlichkeit angeht, muss immer davon ausgegangen
       werden, dass es bei uns zu schweren Anschlägen kommen kann. Wer Zuhause
       Rohrbomben baut, sich eine halbautomatische Waffe zulegt und Todeslisten
       erstellt, der redet nicht nur, sondern wird irgendwann zur Tat schreiten.
       
       Was muss der Staat dagegen tun? 
       
       Wir müssen endlich politisch anerkennen, dass wir rechtsterroristische
       Strukturen und Taten im Land haben. Darüber hinaus muss man die
       Organisationen entwaffnen und konsequent strafverfolgen, um sie letztlich
       zu zerschlagen.
       
       Welche Rolle kommt dabei dem Verfassungsschutz zu?
       
       Gar keine. Der Geheimdienst hat keinen Anteil an der Aufklärung solcher
       Strukturen oder der Verhinderung von Straftaten. Im Gegenteil, weil er
       immer noch die Informationsgewinnung über die Gefahrenabwehr stellt, also
       nicht rechtzeitig und nicht vollständig die ihm vorliegenden Erkenntnisse
       mit den Strafverfolgungsbehörden teilt und dadurch die Szene vor
       Strafverfolgung abschirmt, wirkt er als Brandbeschleuniger. Für mich ist
       der Verfassungsschutz nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems.
       
       Haben die Gruppen alle das gleiche Ziel? 
       
       Ich denke, dass alle ernsthafte Strategien für einen politischen Umsturz
       nach rechts verfolgen.
       
       9 Jan 2019
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Moritz Warnecke
       
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