# taz.de -- wie machen sie das?: Der Hochzeits-DJ
       
       Christian Herrmann, 53, aus Berlin arbeitet seit mehr als 30 Jahren als DJ
       auf Hochzeiten, Geburtstagen und Firmenfeiern. Bei knapp 120
       Veranstaltungen im Jahr weiß er, wie man eine Menschenmenge bei Laune hält. 
       
       taz am wochenende: Herr Herrmann, bei Ihren Auftritten müssen Sie Woche für
       Woche für gute Stimmung sorgen. Wie machen Sie das? 
       
       Christian Herrmann: Eine rationale Erklärung hierzu kann ich nicht
       formulieren. Wahrscheinlich gibt es sie auch nicht. Jede Feier wird
       akribisch vorbereitet. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit. Ein großes
       Repertoire-Wissen ist natürlich wichtig, um passend zur Inspiration
       schnell den richtigen Musikstil zu finden. Der Rest ist Intuition.
       
       Woran merken Sie, wann Sie welche Musik spielen müssen? 
       
       Natürlich gibt es Songfolgen, die sich bewährt haben und immer wieder an
       die Reaktionen im Publikum angepasst werden. Besonders sind aber die
       spontanen, einzigartigen Entscheidungen, die den Nerv im Publikum treffen.
       
       Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen, als DJ zu arbeiten? 
       
       Meine Liebe zur Musik und das Interesse an Technik haben mich schon früh
       dazu gebracht, mit meiner selbst gebauten Diskothek auf Schulfeiern
       aufzulegen. Von da an war ich infiziert. Mich hat diese besondere Beziehung
       zum Publikum fasziniert, das direkte, ständige Feedback und die Spannung,
       dass nichts wiederholt werden kann.
       
       Gibt es Songs, die besonders gut oder schlecht funktionieren? 
       
       Es gibt weder eine Formel für Misserfolg noch gibt es eine Hitgarantie. Ob
       ein Song funktioniert, hängt von vielen Faktoren ab. Was den
       Heavy-Metal-Fan dazu bringt, geradezu die Fassung zu verlieren, löst beim
       Schlagerfreund wahrscheinlich Fluchtgedanken aus. Aber der Musikgeschmack
       ist nur ein Aspekt. Auch Sound, Zeitpunkt und die persönliche Tagesform
       spielen eine große Rolle. Manche Songs funktionieren nur einmal.
       
       Je später der Abend, desto besser die Stimmung? 
       
       Ja, klar. Es klappt eher selten, mit einer Explosion zu starten und sich
       dann langsam zu steigern.
       
       Und was machen Sie, wenn die Feier einfach nicht ins Rollen kommen will? 
       
       Ausgelassene Stimmung ist ein sensibler Prozess in uns, den man nicht
       einfach so einschalten kann. Sie muss erzeugt werden – mal laut, mal leise.
       Und manchmal braucht es ein bisschen Zeit. Dann muss man geduldig bleiben
       und auf seine Chance warten. Wichtig ist es, dranzubleiben, mit Mut zum
       Risiko. Man muss auch eingeschliffene Hitlisten mal verlassen, denn das
       Publikum möchte schließlich überrascht werden. Und wenn es mal schiefgeht,
       ist es auch nicht das Ende.
       
       Interview: Tim Blumenstein
       
       17 Nov 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tim Blumenstein
       
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