# taz.de -- Kommentar Prozess gegen „El Chapo“: Ein Schritt gegen die Straflosigkeit
       
       > Um den Mafiaterror zu beenden, sind andere Dinge nötig als ein Prozess.
       > So müssten die USA ihre Drogenpolitik ändern. Trotzdem bietet er auch
       > Chancen.
       
 (IMG) Bild: 19. Januar 2017: „El Chapo“ am MacArthur-Airport in Ronkonkoma, New York
       
       Wenige Tage bevor [1][am Montag in New York] der Prozess gegen den
       mexikanischen Mafiaboss Joaquín „El Chapo“ Guzmán beginnt, zog die
       US-Antidrogenbehörde DEA ein aktuelles Resümee. Das Sinaloa-Kartell Guzmáns
       sei weiter expandiert, heißt es in dem Bericht. Insgesamt seien die
       kriminellen Organisationen des Nachbarlandes die größte Bedrohung für die
       USA in Sachen Drogen. 91 Prozent des in den Staaten konsumierten Heroins
       stammten von dort. 2017 sei die Opiumproduktion in Mexiko im Vergleich zum
       Vorjahr um 38 Prozent gestiegen.
       
       Natürlich war nie zu erwarten, dass die Verhaftung des größten
       mexikanischen Capos sowie einiger seiner Konkurrenten das Drogengeschäft
       eindämmen würde. Die Kartelle sind international organisierte
       Unternehmen, jeder ist ersetzbar.
       
       Um dem Terror der Mafia ein Ende zu bereiten, sind ganz andere Maßnahmen
       nötig: Die USA müsste ihre Drogenpolitik ändern, mexikanische Jugendliche
       bräuchten ökonomische und kulturelle Alternativen zum Söldnertum im
       Sinaloa-, Juárez oder Jalisco-Kartell, und die Korruption müsste bekämpft
       werden.
       
       Trotzdem bietet der Prozess auch Chancen. Er könnte ein kleiner Schritt zur
       Überwindung der Straflosigkeit sein. Der Mann, dem zahlreiche Bücher und
       auch eine Netflix-Serie gewidmet sind, ist ein Massenmörder. Auf das Konto
       seiner Organisation gehen Tausende Todesopfer. Viele von ihnen hatten
       nichts mit den Kriminellen zu tun, und deren Angehörige kämpfen seit Jahren
       für die Aufklärung der Verbrechen.
       
       Das Verfahren kann aber auch dazu beitragen, die Struktur aufzudecken, ohne
       die das Erpressen, Morden und Verschwindenlassen gar nicht möglich wäre.
       Kaum einer kann so viele Informationen über die Zusammenarbeit der Mafia
       mit korrupten Gouverneuren, hohen Militärs und kriminellen DEA-Beamte
       preisgeben wie Guzmán. Bislang hat er laut offiziellen Angaben geschwiegen.
       Nun liegt es an dem Gericht, „El Chapo“ zum Reden zu bringen – auch wenn
       die Hintermänner alles dafür tun werden, das zu verhindern.
       
       4 Nov 2018
       
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