# taz.de -- berliner szenen: Der hat immer was zu sagen
       
       Mein Rucksack klimpert und knackt, im Supermarkt steuere ich auf den
       Pfandautomaten zu. Ein Mann schiebt gerade den Inhalt seiner zwei großen
       Tragetaschen nacheinander in die Maschine. Die fängt an zu piepsen, voll.
       Wir warten kurz, ein Supermarkt-Mitarbeiter kommt. Er wirft einen Blick auf
       die großen Taschen des Mannes und meckert: „Keen Wunder, wenn man immer mit
       so vielen Flaschen kommt. Mit Säcken voll!“ – „Es kann ja wohl jeder so
       viel Pfand abgeben wie er will“, sage ich. „Der kommt jeden Tag her“,
       erwidert der Mitarbeiter und ruckelt am Container des Automaten.
       
       Der Mann mit den Taschen hat sich ein Stück zur Seite gestellt, um Platz zu
       machen. Er sagt nichts. Ich entgegne: „Wo soll man den denn sonst
       hinbringen, irgendwo muss man den Pfand doch abgeben.“ – „Handelsübliche
       Mengen, hamse davon schonma was gehört?“, pampt der Mitarbeiter zurück.
       Hinter mir stehen mittlerweile zwei weitere Leute an. Sie schauen eher
       unbeteiligt als genervt. „Ist doch egal, den Pfand gibt’s und jemand gibt
       ihn halt ab“, antworte ich. Der Mitarbeiter verschwindet mit dem vollen
       Sack leerer Flaschen im Hinterraum. „Der hat immer was zu sagen“, sagt der
       Mann mit den zwei Taschen zu mir. „Der war vorhin schon schlecht gelaunt“,
       kommentiert eine Frau aus der Schlange lächelnd.
       
       Es leuchtet grün am Automaten und der Mann entleert seine zweite Tasche
       hinein. Ich drehe mich um, wie die Stimmung so ist, mittlerweile stehen
       drei Leute hinter mir. Niemand schimpft, niemand trippelt von einem Bein
       aufs andere. Ich bin dran, und spüre immer noch keine stechenden Blicke im
       Rücken. Als ich weiter durch den Laden laufe, sehe ich, wie der Mitarbeiter
       schon wieder einen Behälter am Automaten wechselt. Rumpampen ist doof, aber
       das Pfandsystem selbst auch.
       
       Marion Bergermann
       
       12 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marion Bergermann
       
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