# taz.de -- „Tatort“ aus Wien: Wenn Karikaturen scheitern
       
       > Was für ein schönes und zartes Ende dieser „Wien“-Tatort doch hat. Wenn
       > der Weg dahin nur nicht so bekloppt und weit wäre.
       
 (IMG) Bild: „Der Moritz“ (h., Harald Krassnitzer), „die Bibi“ (Adele Neuhauser, r.) ein Statist und eine Leiche
       
       Manchmal ist es so, da sind die Wurststückchen im sonntäglichen
       [1][„Tatort“-Eintopf] größer, und manchmal sind sie auch ganz schön klein.
       Diese Woche sind sie eher mini, also der Anreiz, das Ding bis zum Ende zu
       schauen beziehungsweise die Suppe auszulöffeln – letztes Eintopf-Bild für
       heute, versprochen – arg klein. Wobei das Ende ein sehr zartes und sehr
       schönes ist, aber da muss man als Zuschauer eben erst einmal hinkommen.
       
       Aber der Reihe nach: Zwei Männer donnern in ihrem Oldtimer einen staubigen
       Feldweg irgendwo im Wiener Umland entlang. Im Kofferraum haben die beiden
       eine Sporttasche mit sehr vielen 500-Euro-Scheinen, um die sie ihren
       Gangster-Chef erleichtert haben, und das wird jetzt mit 120 Sachen zwischen
       zwei Kornfeldern gefeiert.
       
       Der eine der Kleinganoven hat eine gelackte Elvis-Tolle, eine Lederjacke
       und düstere Tattoos, die ihm den Hals hochkrabbeln. Der andere hat eine
       Glatze und raucht. Allerdings nur E-Zigarette, weil er gerade Vater
       geworden ist, er muss jetzt auf sich acht geben, „du weischt“.
       
       Ein paar Minuten später ist der mit der Glatze tot. Ein Reifen am Auto
       platzt, es geht zunächst glimpflich aus, doch dann nähert sich ein Auto dem
       Unfallort: Ein Mann steigt aus, das Gesicht vermummt, er hebt die Pistole,
       will offenbar das Geld aus dem Kofferraum. Dem Glatzkopf gelingt es
       zunächst, ihm die Pistole aus der Hand zu schlagen – und dann?
       
       Sieht der Zuschauer als Nächstes, wie der Elvis-Typ die Leiche seines
       Kompagnons im Wald in Stücke hackt und verbrennt. Was ist also passiert, in
       den entscheidenden Sekunden, in denen der Mord passiert sein muss? Wer war
       der Mann unter der Maske, und hat er den Glatzkopf erschossen?
       
       Das finden die beiden KommissarInnen, „der Moritz“ (Harald Krassnitzer) und
       „die Bibi“ (Adele Neuhauser), jetzt gemeinsam mit dem Zuschauer heraus, und
       das ist sogar ein bisschen spannend. Aber was man nicht kapiert: warum der
       Wien-„Tatort“ unbedingt – aber letztlich doch nur halb entschlossen – auf
       Komödie machen will.
       
       Der Elvis-Typ (Christopher Schärf), der tatsächlich Pico Bello heißt, und
       seine Ganoven-Kollegen sind eher Karikaturen von Verbrechern. Warum die
       Überzeichnung sein muss, erschließt sich zu keinem Zeitpunkt. Aber
       vielleicht entgeht einem im fernen Deutschland da einfach irgendein Witz
       über das Wiener Verbrechermilieu.
       
       Und dann kommt das Ende. Ein ernsthaftes, rührseliges und, ja, deshalb ein
       gutes Ende. Leider erscheint dadurch die ganze Story davor noch ein
       bisschen bekloppter.
       
       14 Oct 2018
       
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