# taz.de -- Pressefreiheit in der Türkei: Die Sprache der Regierung
       
       > Mit der Vereinnahmung von Zeitungen in der Türkei hat sich auch die
       > Sprache verändert. Diese Begriffe werden besonders gern benutzt.
       
 (IMG) Bild: Regierungskonform: Türkische Zeitungen
       
       Istanbul taz | Einige Zeitungen in der Türkei wurden gleich ganz verboten,
       [1][andere von außen oder innen übernommen.] Mit der Übernahme türkischer
       Redaktionen hat sich auch die Sprache in der Berichterstattung verändert –
       und sich häufig der Sprache der Regierung angenähert oder angepasst. Einige
       Motive tauchen immer wieder auf, zum Beispiel: „Agent“.
       
       So werden oft pauschal all die bezeichnet, die sich in Opposition zum
       türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und der Regierungspartei
       AKP befinden oder kritisch darüber reden oder schreiben. Auch der
       Welt-Redakteur Deniz Yücel, der ein Jahr lang wegen angeblicher
       „Terrorpropaganda“ in Istanbul inhaftiert war, wurde als „deutscher Agent“
       bezeichnet – vom Staatspräsidenten Erdoğan persönlich. Hintergrund war,
       dass Yücel ein Interview mit einem PKK-Führer geführt und kritisch über die
       Regierung Erdoğan berichtet hatte. Später fand sich diese Zuschreibung auch
       in redaktionellen Texten wieder. Abgewandelte Formen, die auf die
       Diffamierung Oppositioneller zielen, finden sich in Bezeichnungen wie
       „Verräter“, „Verräterbande“ oder auch „Strohmann der internationalen
       Mächte“.
       
       Auch in der Wirtschaftsberichterstattung werden immer wieder Begriffe aus
       dem Bereich der Kriegsführung benutzt. So ist häufig die Rede von einem
       „Wirtschaftskrieg“ oder einem „Angriff auf die türkische Wirtschaft“. Die
       Wörter sollen vermitteln, dass nicht die Regierung für die äußerst
       angespannte wirtschaftliche Situation in der Türkei verantwortlich sei,
       sondern dass diese das Werk unheimlicher, international agierender Kräfte
       sei, die mit Tricks die Türkei in die Knie zwingen wollten.
       
       ## Preissteigerungen und „Neid“ auf Flughafen
       
       In diesem Zusammenhang ist auch häufig die Rede von
       „Preisaktualisierungen“. Das Wort stammt aus zahlreichen Verlautbarungen
       der türkischen Regierung und wurde inzwischen von vielen Medienhäusern
       übernommen, um über die teils massiven Preissteigerungen zu berichten.
       Ebenfalls gern genutzt: „Preisangleichung“ und „Preisregulierung“. Gemeint
       ist, eigentlich: Das Leben in der Türkei wird teurer.
       
       Eine häufig genutzte Redewendung mit Deutschlandbezug ist übrigens der
       vermeintliche Neid Deutschlands auf die Türkei. Dabei handelt es sich um
       die weitverbreitete, von der Regierung und regierungsnahen Medien
       propagierte These, Deutschland beneide die Türkei um ihre Megaprojekte. Als
       Beispiel wird vor allem der dritte Flughafen genannt, der im Norden
       Istanbuls gebaut wird – während Berlin noch immer auf seinen unfertigen
       Hauptstadtflughafen BER wartet.
       
       Übersetzung aus dem Türkischen: Ebru Taşdemir und Elisabeth Kimmerle
       
       27 Sep 2018
       
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