# taz.de -- Streik am Istanbuler Großflughafen: Polizei hält Airport-Arbeiter fest
       
       > Laut Gewerkschaftern sind bis zu 400 Arbeiter weiter in Gewahrsam. Diese
       > hatten auf der Baustelle des neuen Flughafens einen Streik gewagt.
       
 (IMG) Bild: Polizisten vor dem Eingang des neuen Gebäudes
       
       Istanbul taz | Nach einem Streik auf der Großbaustelle für den dritten
       Istanbuler Flughafen sind nach wie vor etliche Arbeiter in
       Polizeigewahrsam. Am Freitagmorgen hatte ein Streik begonnen, dem sich im
       Laufe des Tages tausende Arbeiter anschlossen. Um den Ausstand
       niederzuschlagen [1][nahm die Polizei am Samstagmorgen in den Unterkünften
       der Arbeiter mehr als 500 vermeintliche Provokateure fest].
       
       Über den Verbleib der festgenommenen Arbeiter gibt es auch Tage nach den
       Festnahmen noch widersprüchliche Angaben. Der Gouverneur von Istanbul,
       Vasip Şahin, erklärte in einer Pressemitteilung, der größte Teil der
       Festgenommenen sei wieder auf freiem Fuß. Verschiedene Gewerkschafter
       berichteten dagegen, nach wie vor würden bis zu 400 Arbeiter festgehalten
       würden.
       
       Den vom Gouverneur verbreiteten Zahlen zufolge waren insgesamt 401 Arbeiter
       festgenommen und davon bis Dienstagabend 275 wieder entlassen worden. Bei
       den anderen prüfe die Staatsanwaltschaft noch die Vorwürfe.
       Gewerkschaftsvertreter, die namentlich nicht genannt werden wollten, sagten
       am Mittwoch gegenüber der taz, es würden immer noch bis zu 400 Leute in
       verschiedenen Polizeistationen festgehalten.
       
       Die Situation der Festgenommenen ist deshalb so schwer zu überprüfen, weil
       sie über etliche Polizeistationen in Istanbul verteilt festgehalten wurden
       und werden. Hinzu kommt, dass Gewerkschafter die Baustelle und das Gelände,
       auf dem die Arbeiter ihre Unterkünfte haben, nicht mehr betreten dürfen.
       Gegenüber der Deutschen Presseagentur sagte der Vorsitzende einer
       Bauarbeitergewerkschaft, Özgür Karabulut, die Baustelle sei komplett
       abgesperrt. „Ich habe keine Informationen mehr zur Lage der Arbeiter.“
       
       Verschiedene Anwälte bemühen sich um die Freilassung der Arbeiter. Einer
       von ihnen, Kazım Bayraktar, sagte der dpa, von 43 Personen, die am Mittwoch
       einem Haftrichter vor einem Istanbuler Bezirksgericht vorgeführt wurden,
       seinen 20 Arbeiter und vier Gewerkschafter verhaftet worden. Die anderen 19
       Arbeiter hätten gehen können.
       
       Verschleppte Bezahlung 
       
       Hintergrund der Auseinandersetzung sind die offenbar teilweise
       katastrophalen Arbeitsbedingungen, die bereits zu etlichen tödlichen
       Arbeitsunfällen geführt haben. Außerdem klagen die Arbeiter über
       verschleppte Bezahlung und eine schlechte Unterbringung.
       
       Auf der Großbaustelle sind mehr als 30.000 Arbeiter im Einsatz, rund 15.000
       leben in einem Compound unweit der Baustelle. Weil der Flughafen am 29.
       Oktober, dem Jahrestag der Gründung der türkischen Republik, von Präsident
       Recep Tayyip Erdoğan eröffnet werden soll, wurde der Arbeitsdruck in den
       letzten Wochen erhöht. Auch wurden weitere Arbeiter eingestellt, wodurch
       der Platz in den Wohnbaracken noch enger wurde.
       
       Ausgelöst wurde der spontane Ausstand am Freitag – offiziell ein illegaler
       Streik – durch den Unfall eines Shuttle-Busses, bei dem 17 Arbeiter
       verletzt wurden. Nach Angaben des Gouverneurs ist die Betreiberfirma IGA
       den Forderungen der Arbeiter entgegengekommen. Der Betrieb auf der
       Baustelle laufe wieder normal.
       
       19 Sep 2018
       
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