# taz.de -- heute in hamburg: „Es gibt kaum weibliche Bösewichte“
       
       Interview: Maren Knödl
       
       taz: Frau Götz, wie wichtig ist Bildung im Kinderfernsehen? 
       
       Maya Götz: Die Zeit ohne Medien im Alltag von Kindern hat sich erledigt.
       Das bietet Möglichkeiten, birgt aber auch Verantwortung für die
       Medienschaffenden. Wenn Kinder im Fernsehen oder Internet beispielsweise
       eine Heldin finden, die sich mit Technik beschäftigt, kann das ihre Sicht
       sehr erweitern.
       
       Wie werden Geschlechterstereotype im Fernsehen dargestellt? 
       
       Grundsätzlich gibt es doppelt so viele Helden wie Heldinnen. Und die
       wenigen werden als perfekte Superfrauen dargestellt: Sie können alles, sind
       nie überfordert, haben meist wallendes Haar und dünne Hüften. Die Helden
       der Jungen hantieren mit Technik, wie Bob der Baumeister oder Thomas, die
       Lokomotive. Für die Älteren gibt es die lustigen Losertypen wie Spongebob
       oder Homer Simpson.
       
       Wie wirkt sich das auf die Kinder aus? 
       
       Sie streben ihren Vorbildern nach. Mädchen wollen alles richtig machen, und
       haben dann mit neun oder zehn Jahren ihre erste Identitätskrise. Sie
       merken, dass sie nicht so ideal sein können. Zum anderen gibt es kaum
       weibliche Bösewichte. Das passt die Mädchen an und begrenzt sie bei der
       Durchsetzung eigener Perspektiven. Jungen merken im Kindergarten, dass sie
       keine unendliche Macht haben. In der Schule ist es cooler, Witze zu reißen,
       als sich einzugestehen, dass man etwas nicht so gut kann.
       
       Woher kommen diese konservativen Geschlechterrollen im Fernsehen? 
       
       70 Prozent der Drehbücher für Kindersendungen werden von Männern
       geschrieben. In der Produktion sind etwa 80 Prozent Männer und in der Regie
       bis zu 90 Prozent. Es wird also ein sehr männliches Bild von der Welt
       gezeigt.
       
       Wie könnte man dem entgegenwirken? 
       
       Zum einen durch Sensibilisierung. Die Charaktere müssen nicht so sexy sein,
       um sich zu verkaufen. Kinder selbst wünschen sich sogar kindlichere
       Darstellungen. Zum anderen müsste mehr Diversität in der Branche geschaffen
       werden. Mehr Frauen in der Produktion würden auch deren Anteil in der Regie
       erhöhen. Das zeigt sich dann später auch auf den Bildschirmen.
       
       Wie müsste geschlechterneutrales Fernsehen aussehen? 
       
       Neutral muss es nicht sein, aber geschlechtersensibel. Es spricht nichts
       gegen rosa Prinzessinnen und Superman, interessanter sind aber Figuren, die
       kein eindeutiges Geschlecht haben, wie die Maus. Sie zeigen: Entscheidend
       ist nicht, ob wir Mann oder Frau sind, sondern was für ein Mensch wir sind.
       
       2 Oct 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maren Knödl
       
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