# taz.de -- heute in hamburg: „Viele sind nicht aufgeklärt“
       
       Interview: Naomi Bruhn
       
       taz: Herr Maul, welche sozialen Medien nutzen Sie? 
       
       Torsten Maul: Ich schreibe E-Mails und SMS, klassische soziale Medien nutze
       ich nicht.
       
       Warum nicht ? 
       
       Weil ich sie nicht brauche.
       
       Ist es gefährlich, wenn jeder jederzeit erreichbar ist ? 
       
       Jeder kann selbst darüber entscheiden, ob er oder sie sich erreichbar
       macht. Man muss sich selber fragen, ob diese Dauerkommunikation eine
       Reduktion der Lebenszufriedenheit ist, weil zum Beispiel kein Raum für
       Kontemplation, Langeweile und neue Gedankengänge da ist, oder ob das Leben
       durch die Vielfalt an Kommunikationsmöglichkeiten leichter und reicher
       wird. Es gibt nun mal die äußere Bedingung, dass der Datenfluss, der uns
       umgibt, größer geworden ist, was erfordert, dass man entscheiden muss, wie
       viel man daran teilhaben will. Aber nur weil es Alkohol gibt, bin ich nicht
       direkt süchtig.
       
       Beim Alkohol weiß ich, dass er nicht gut ist … 
       
       Alkohol gibt es auch schon lange und es hat Aufklärung stattgefunden. Was
       das Smartphone angeht, sind viele Menschen noch nicht aufgeklärt. Als die
       Digitalisierung aufkam, ist sie in einen kulturfreien Raum vorgestoßen – es
       gab keine Regeln. Zunehmend entwickelt die Gesellschaft ein Empfinden
       dafür, dass das nicht geht und fängt an, die digitale Welt zu regulieren,
       was man zum Beispiel an der neuen Datenschutzverordnung sieht. So
       entwickelt sich eine Kultur dafür.
       
       Doch wird oft gesagt, dass soziale Medien negative Auswirkungen auf die
       Psyche haben. Wie kann das sein, wenn Kommunikation doch grundsätzlich
       etwas Positives ist? 
       
       Ich glaube, dass solche Berichte zu kurz greifen. Nicht die sozialen Medien
       lösen Depressionen oder Ähnliches aus, sondern bestimmte innere
       Problematiken der Menschen können sich am Gebrauch der Medien zeigen.
       Depressionen sind eher als inneres Problem zu betrachten und die Nutzung
       sozialer Medien ist dann eine Erscheinung davon. Vielleicht geraten
       Menschen anhand der Kommunikationsangebote auch in Konflikte. Da wäre es
       auf jeden Fall besser, sich mit den inneren Problemen zu befassen, als auf
       die Medien zu schimpfen.
       
       Wie viel digitaler Konsum ist gut? 
       
       Wenn ich mir vorstelle, dass jemand alleine in der Antarktis sitzt, darf
       der meinetwegen den ganzen Tag im Netz sein, aber einer, der in der Schule
       sitzt, sollte der natürlich aufpassen anstatt zu chatten. Normative Angaben
       kann ich da nicht machen.
       
       24 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Naomi Bruhn
       
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