# taz.de -- Schnellschach-Europameisterin Pähtz: Am Brett egoistischer geworden
       
       > Seitdem sich die Schachspielerin gegen ihren Trainer durchgesetzt hat,
       > ist Elisabeth Pähtz in den Top Ten. Nun steht die Olympiade an.
       
 (IMG) Bild: 2001: Die 16-jährige Elisabeth Pähtz gewinnt gegen die Klitschkos eine Blitzschachpartie in 16 Zügen
       
       Schnellkochen, Schnellputzen oder Schnellabnehmen? Ganz neue
       Kernkompetenzen sind Elisabeth Pähtz bei der TV-Quizshow „Quickie“ vor
       einem breiten Publikum untergeschoben worden. Die Europameisterin musste
       herzhaft lachen, als sie erfuhr, dass der Kandidat im MDR doch angesichts
       der vier dargebotenen Möglichkeiten erahnte, dass die Erfurterin 2018 in
       Tiflis den Schnellschach-Titel abräumte.
       
       „Da hat wohl jemand eine Frage eingereicht, mit der meine drei großen
       Bereiche in meinem Leben angeschnitten wurden: Putzen und Kochen neben
       Schach“, ulkt die 33-Jährige. Die TV-erfahrene Großmeisterin, die schon mit
       Hape Kerkeling die Schachspieler des FC Bayern München veralberte und als
       Ratgeberin mit dem „Rest der Welt“ gegen Legende Garri Kasparow spielte,
       schiebt lachend in Model-Manier nach: „Nur das Abnehmen ist immer ein
       Dilemma.“ Allerdings auch nicht wirklich bei einem Gewicht von 55
       Kilogramm, das um maximal vier Kilogramm schwanke und auf 1,60 Meter
       verteilt ist. „Ich wirke nur so groß und spindeldürr, weil ich hohe Schuhe
       trage“, erklärt Pähtz ihre Optik.
       
       Kräftig zugelegt hat sie zuletzt nur in Sachen Elo-Weltranglistenpunkte.
       Hier gewann die Thüringerin erheblich an Gewicht und bringt nun 2.513 Elo
       auf die Waage: Rang zehn bedeutet dies in der Bestenliste. Die
       Großmeisterin ist damit nach mehr als drei Jahrzehnten Unterbrechung das
       erste Mitglied des Deutschen Schachbunds (DSB), das in die Top Ten
       vorprescht. Zuletzt zählte Robert Hübner von 1971 bis 1988 zur Weltspitze.
       Der Einzug ins WM-Kandidaten-Turnier und Platz drei in der Weltrangliste
       markierten den Höhepunkt des Kölners, der am 6. November 70 Jahre alt wird.
       
       Ihren jüngsten Höhenflug will Pähtz bei der am Montag beginnenden
       Schach-Olympiade, der alle zwei Jahre stattfindenden Mannschafts-WM, im
       georgischen Batumi fortsetzen. Für ihr Frauen-Team sieht sie allerdings
       schwarz und steckt sich am Spitzenbrett eigene Ziele, um weiter in der
       Weltrangliste zu klettern. Den deutschen Männern räumt die
       Schnellschach-Europameisterin dagegen „eine gute Chance ein, Platz fünf zu
       erreichen. Das Team ist sehr ausgeglichen und verliert wenige Partien.
       Sollten zwei Spieler ein super Ergebnis erzielen, kann es weit nach vorne
       gehen“.
       
       ## Nerven und Selbstvertrauen
       
       Obwohl sich die Tochter von Großmeister Thomas Pähtz über mangelnde
       Unterstützung durch den Deutschen Schachbund (DSB) beklagt, machte sie
       zuletzt große Schritte nach vorne. „Gründe dafür gibt es mehrere: Ich habe
       alles ausgeräumt, was stört. So habe ich meinen Frauen-Bundesliga-Verein
       verlassen oder habe in der letzten Runde der Einzel-Europameisterschaft das
       gespielt, was mir richtig erschien. Ich setzte mich dabei auch gegen den
       Trainer durch“, berichtet die 33-Jährige, „zuvor hatte ich immer alles
       gemacht, was andere wollten. Jetzt bin ich egoistischer geworden.“ Lachend
       ergänzt Pähtz: „Und ich habe meine Haare blond gefärbt!“
       
       Wird eine „Blondine“ auch Weltmeisterin? „Das K.-o.-System ist eine
       Lotterie. Hätte ich die Arroganz mancher Spieler, die mit ungeheurem
       Selbstvertrauen ans Brett schreiten, wäre alles möglich“, verweist Pähtz
       auf einen eigenen Schwachpunkt. Optimistisch schließt jedoch die ehemalige
       Jugend- und Junioren-Weltmeisterin mit Blick auf nominell schwächere
       Rivalinnen aus der Ukraine und Russland: „Wenn aber eine Anna Uschenina den
       Titel gewinnt oder eine Natalia Pogonina ins WM-Finale gelangt, sollte ich
       das mit etwas besseren Nerven und mehr Selbstvertrauen auch schaffen
       können.“
       
       24 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hartmut Metz
       
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