# taz.de -- heute in hamburg: „Wer Geld hat, bekommt auch Geld“
       
       Interview Sara Rahi
       
       taz: Frau Karger, Hamburg zählt zu den reichsten Metropolen Europas. Warum
       sind hier trotzdem so viele so arm? 
       
       Katja Karger: Weil der Reichtum nicht auf alle gleichmäßig verteilt ist. Es
       gibt eine Ungleichverteilung in dieser Stadt.
       
       Wodurch wird die Ungleichverteilung verursacht? 
       
       Die Leute, die sowieso schon mit einem Vermögen in dieser Stadt gestartet
       sind, vermehren es aufgrund der wirtschaftlichen Situation stärker als alle
       anderen: Wer Geld hat, der bekommt auch Geld. Wer normal arbeitet, hat
       überhaupt nicht die Möglichkeiten, ein solches Vermögen anzuhäufen. Das
       heißt, dass die Ungleichverteilung von Vermögen immer weiter fortschreitet,
       solange der Staat nicht eingreift und eine andere Art von Steuerpolitik
       macht.
       
       In welchen Lebensbereichen macht sich Armut besonders bemerkbar? 
       
       In allen! Es gibt eine extreme soziale Ausgrenzung: Die macht sich beim
       Einkaufen bemerkbar, beim Wohnen, bei der Teilhabe an der Gesellschaft.
       Alles in dieser Stadt kostet ja Geld. Wenn man kein Geld hat, kann man
       nicht am normalen städtischen Leben teilhaben.
       
       Warum sind die Mietpreise in Hamburg so hoch? 
       
       Es geht nicht mehr darum, Wohnraum zu haben und den zu vermieten. Häuser
       sind Spekulations- und Anlageobjekte geworden, alle Welt kauft und
       investiert in Immobilien. Und da wo viel Nachfrage ist, steigt der Preis.
       
       Wie kann Hamburg der Verdrängung von geringer Verdienenden durch
       wohlhabendere Bevölkerungsgruppen in bestimmten Stadtteilen Einhalt
       gewähren? 
       
       Ich würde mir von der Stadt Hamburg wünschen, Genossenschaften und
       Wohnbauprojekte stärker zu bevorzugen bei der Verteilung von
       Baugenehmigungen und die klassischen Investoren weniger zum Zuge kommen zu
       lassen.
       
       Genügt das –oder muss die Politik noch mehr tun, um die Schere zwischen Arm
       und Reich in Hamburg zu verringern?
       
       Umverteilen. Das heiß, das Vermögen der Wohlhabenden viel mehr für die
       Stadtgesellschaft in Anspruch zu nehmen. Es wäre etwa möglich, über
       Erbschaftssteuer und Vermögenssteuer einzugreifen und so einen Ausgleich zu
       schaffen. Genauso wie diejenigen, die viel Geld verdienen, auch mehr für
       städtische Leistungen bezahlen müssten, etwa für einen Personalausweis.
       
       11 Sep 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sara Rahi
       
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