# taz.de -- Verfahren gegen britischen Neonazi: Hooligan auf freiem Fuß
       
       > Der britische Rechtsextremist Tommy Robinson wurde aus der Haft
       > entlassen. Das Verfahren gegen ihn läuft noch. Weltweit klatschen Nazis
       > Beifall.
       
 (IMG) Bild: Tommy Robinson prügelt sich gerne und hetzt gegen Muslime
       
       Dublin taz | Er ist frei, und er hat mehr Anhänger den je. Der
       rechtsextreme Engländer Tommy Robinson ist am Mittwoch zumindest
       vorübergehend aus dem Gefängnis Onley bei Rugby entlassen worden, weil
       seine Verurteilung auf einer „grundlegend mangelhaften Prozessführung“
       beruhte, so erklärte das Berufungsgericht.
       
       Robinson, der eigentlich Stephen Yaxley Lennon heißt, war im Mai diesen
       Jahres von einem Gericht im nordenglischen Leeds zu 13 Monaten Haft
       verurteilt worden, weil er während eines Verfahrens gegen muslimische
       Einwanderer wegen Kindesmissbrauchs die Angeklagten gefilmt und das Video
       ins Internet gestellt hatte.
       
       Für Prozesse, bei denen Geschworene das Urteil fällen, gelten in
       Großbritannien strenge Regeln, um eine Vorverurteilung zu verhindern. Weil
       Robinson Wiederholungstäter und nur auf Bewährung frei war, verurteilte ihn
       das Gericht im Schnellverfahren.
       
       Das Urteil ist nun zwar ausgesetzt, aber nicht aufgehoben: Der Prozess wird
       neu aufgerollt. Dennoch begrüßten ihn seine Anhänger vor dem Gefängnis
       enthusiastisch. Der Chef der abgehalfterten United Kingdom Independence
       Party (Ukip), Gerard Batten, pries Robinsons „Mut“ und behauptete, seine
       Vergehen seien gering im Vergleich zu denen des „Terroristen Nelson
       Mandela“. Die ehemalige TV-Moderatorin Katie Hopkins, die eine „Endlösung
       für islamistische Terroristen“ fordert, sagte, sie freue sich auf „eine
       Entschuldigung von dem Richter“, der Robinson im Mai verurteilt hatte.
       
       ## Rechtsextreme feiern ihn als Helden
       
       Auch im Ausland freuten sich Robinsons Gesinnungsgenossen über die
       Freilassung. Der niederländische Rechtsextreme Geert Wilders, der Robinson
       als „Freiheitskämpfer“ gefeiert und ihn mit Winston Churchill verglichen
       hat, sagte: „Fantastische Nachrichten!“ Die kanadische Rassistin Lauren
       Southern, die in Großbritannien Einreiseverbot hat, bezeichnete Robinson
       als „Helden“. Der bayrische AfD-Rechte Petr Bystron schrieb: „Welcome back,
       Tommy!“ Und Paul Joseph Watson, Redakteuer der US-Webseite Infowars, die
       sich auf Verschwörungstheorien spezialisiert hat, twitterte: „Tommy
       Robinson kommt nach Hause.“
       
       Bereits zu seiner Verurteilung im Mai hatte eine breite Solidaritätswelle
       eingesetzt. Robinson wird von einflussreichen rechtsextremen Kreisen
       weltweit unterstützt, sie überschlugen sich geradezu, um Robinsons
       Gerichtskosten zu zahlen. Bei seiner Haftentlassung hatte er fast 20.000
       Pfund in Bitcoins auf dem Konto. Der rechte US-Think-Tank Middle East Forum
       hat dazu mit einer fünfstelligen Summe beigetragen.
       
       Robinson spielt eine wichtige Rolle bei den Plänen des ehemaligen Beraters
       von US-Präsident Donald Trump, Steve Bannon, der mit Hilfe einer Stiftung
       eine „rechte Revolution“ in Europa anfachen will. Er pumpt Geld in die
       rechten Parteien in Italien, Frankreich, Ungarn und Polen, um sie für die
       Europawahlen im Frühjahr finanziell zu wappnen. Bannon wünscht sich einen
       rechten Block im Europaparlament, der bis zu einem Drittel der Abgeordneten
       stellen soll.
       
       ## Im Grunde ein Hooligan geblieben
       
       Robinson hatte 2009 die English Defence League (EDL) gegründet, eine
       rechtsradikale und rassistische Organisation, die sich aus der
       Hooligan-Szene entwickelt hat. Im Grunde ist Robinson ein Hooligan
       geblieben. Er ist wegen Gewaltvergehen und Betrug verurteilt worden, er hat
       versucht, mit gefälschtem Pass in die USA einzureisen.
       
       Nachdem er die EDL 2013 verlassen hatte, baute er Verbindungen zu Pegida in
       Dresden auf. Er hielt dort Reden und versuchte, einen Pegida-Ableger in
       Großbritannien aufzubauen. Seit 2017 arbeitet er für das rechte
       Nachrichtenportal „The Rebel Media“, für das er im Mai das Video drehte,
       das ihn ins Gefängnis brachte.
       
       Die Unterstützung, die Robinson seit seiner Inhaftierung genießt, sei
       beunruhigend, findet Heidi Beirich vom Southern Poverty Law Centre. Sie
       sagt: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Eine solche Unterstützung für
       jemanden, der in Schlägereien vewickelt ist und Demonstrationen gegen
       Muslime organisiert, ist untypisch. Es ist schockierend.“
       
       3 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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