# taz.de -- Nach Attentat in Lüttich: Terrorermittlungen aufgenommen
       
       > Einen Tag nachdem ein Gefangener auf Freigang drei Menschen tötet, werden
       > weitere Details bekannt. Er soll Stunden zuvor eine weitere Person
       > umgebracht haben.
       
 (IMG) Bild: Polizist*innen in der Nähe des Tatortes am 29.5.2018 in Lüttich
       
       Brüssel ap/dpa | Nach dem tödlichen Angriff auf zwei Polizistinnen und
       einen Passanten [1][im belgischen Lüttich] sehen die Ermittler Hinweise auf
       einen Terrorakt und Verbindungen zum Islamismus. Der Täter habe mehrfach
       „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) geschrien und wohl auch Kontakt zu
       radikalisierten Personen gehabt, erklärte die zuständige Staatsanwaltschaft
       am Mittwoch in Brüssel. Der Verdächtige sei ein Belgier, der als
       Krimineller verurteilt war und als Freigänger die Haftanstalt verlassen
       hatte.
       
       Belgien war in der Vergangenheit mehrfach Ziel von Terroranschlägen. Bei
       der schwersten davon töteten islamistische Extremisten in Brüssel am 22.
       März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen.
       
       Nach der neuen Bluttat in Lüttich (Liège) vom Dienstag verwiesen die
       Ermittler auf das Vorgehen des Täters, das Propagandavideos des sogenannten
       Islamischen Staats entspreche. Zudem habe die Polizei Hinweise auf Kontakte
       des Verdächtigen zu Radikalen 2016 und 2017. „Für den Moment hatten wir
       genügend Gründe, ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts
       terroristischer Taten zu eröffnen“, sagte Staatsanwalt Eric van der Sypt.
       Er fügte aber hinzu: „Wir ziehen noch keine Schlüsse.“ Geprüft werde vor
       allem, ob der Täter allein handelte.
       
       Bei dem Angriff hatte der Attentäter zuerst zwei Polizistinnen mit einem
       Messer angegriffen. Dann nahm er ihnen die Dienstwaffen weg und erschoss
       sie. Einen 22-jährigen Lehrer, der in seinem in der Nähe geparkten Auto
       saß, tötete er ebenfalls. Ein Sprecher der Staatsanwalt sagte, der
       Angreifer habe anschließend die Konfrontation mit anderen Polizisten
       gesucht, die ihn außerhalb eines Schulgebäudes umzingelt hatten. Er habe
       mehrere von ihnen durch Schüsse in die Beine verwundet, dann sei er
       erschossen worden. „Das Ziel des Angreifers war, die Polizei zu treffen“,
       sagte der zuständige Polizeichef Christian Beaupère.
       
       Unter den drei Opfern des Attentäters war eine 53 Jahre alte Beamtin, die
       laut Beaupère Zwillingstöchter hinterlässt. Diese hätten bereits ihren
       ebenfalls als Polizist tätigen Vater verloren.
       
       Am Mittwochmorgen wurde bekannt, dass der Täter wenige Stunden vor seiner
       Tat einen weiteren Mann getötet haben soll. Das sagte der belgische
       Innenminister Jan Jambon dem belgischen Fernsehsender RTL. Demnach brachte
       der Attentäter in der Nacht zum Dienstag einen ehemaligen Mithäftling in
       der südbelgischen Provinz Luxemburg um.
       
       ## Diebstahl, Drogendelikte und Übergriffe
       
       Die Behörden beschrieben den Täter als Gefängnisinsassen, der wegen
       Diebstahl, Drogendelikten und Übergriffen vorbestraft gewesen sei. Belgiens
       Justizminister Koen Geens sagte, es handele sich um einen seit 2003
       inhaftierten Wiederholungstäter. Er hätte in zwei Jahren entlassen werden
       sollen. Die Medien machten den mutmaßlichen Angreifer als Benjamin H. aus.
       Dies wollten die Behörden unter Verweis auf die Ermittlungen nicht
       bestätigen.
       
       Mit Blick auf das Attentat erklärte Innenminister Jambon, der zuständige
       Richter müsse feststellen, ob es sich um einen Terrorakt gehandelt habe.
       „Wenn wir über Terror reden, muss dafür jemand die Anordnung geben, (die
       Terrormiliz) IS oder jemand anderes.“
       
       Ministerpräsident Charles Michel sagte, H. sei indirekt in
       Behördenberichten über Radikalisierung aufgetaucht. Sein Name habe aber
       nicht auf einer Liste der Terrorabwehr gestanden. Auch Geens sagte, der
       Täter sei niemand gewesen, den man eindeutig als radikalisiert hätte
       bezeichnen können.
       
       Der Terroralarm in Belgien wurde nicht erhöht und verblieb stattdessen auf
       Warnstufe zwei. Die höchste Stufe, vier, war nach den Attacken im März 2016
       kurzzeitig ausgerufen worden. Damals waren 32 Menschen am Flughafen von
       Brüssel und in der U-Bahn getötet worden.
       
       30 May 2018
       
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