# taz.de -- PiA-Streik für höhere Löhne
       
       > Angehende Psychotherapeuten fordern eine faire Bezahlung – und hoffen auf
       > die versprochene Reform
       
       Aus Frankfurt Lisbeth Schröder
       
       „Psychotherapeuten in Ausbeutung“ steht auf den Schildern der
       Demonstranten. Am Samstag gingen wie in zwölf anderen deutschen Städten
       unter dem Motto „PiA Proteste“ Hunderte angehende Psychotherapeuten auf die
       Straße, um gegen die gegenwärtigen Ausbildungsbedingungen zu protestieren.
       
       Die PiAs – Psychotherapeuten in Ausbildung – arbeiten seit Jahrzehnten
       unter prekären Bedingungen. Um später eigenständig Patienten therapieren zu
       dürfen, müssen sie neben der theoretischen Ausbildung insgesamt 1.800
       Stunden Praxiserfahrung nachweisen. 600 Stunden müssen sie in der Praxis
       eines Therapeuten oder in einer ähnlichen Einrichtung ableisten, 1.200
       Stunden in psychiatrischen Kliniken. In Letzteren arbeiten sie für
       durchschnittlich 639 Euro pro Monat. Der Haken: Es ist gesetzlich nicht
       geregelt, wie hoch ihre Arbeit vergütet werden muss. Das heißt in der
       Praxis: Die Kliniken in den Städten zahlen oft weniger oder wie in Berlin
       teilweise gar nichts, weil dort viele Jungtherapeuten auf einen
       Ausbildungsplatz angewiesen sind. Für viele PiAs gehört es zur Realität,
       dass sie neben ihrer Arbeit in der Praxis oder an einer Klinik einem
       Nebenjob nachgehen müssen.
       
       Die schlechte Vergütung ist jedoch nicht die einzige Hürde auf dem Weg zur
       eigenen Therapiepraxis. Die theoretische Ausbildung an einem der etwa 180
       Institute in Deutschland ist sehr teuer. Das Problem: Die meisten von ihnen
       sind privat und kosten mehrere zehntausend Euro. Damit ist der Beruf sozial
       sehr exklusiv. Wer keine vermögenden Eltern hat oder einen Kredit erhält,
       kann sich die Ausbildung abschminken.
       
       Viele PiAs hoffen deshalb auf eine lange diskutierte Reform, die die
       private Ausbildung an die Hochschulen holt. Nach Plänen des
       Gesundheitsministeriums soll die PiA-Ausbildung künftig statt an den
       privaten Instituten ein eigenes Hochschulstudium bilden, das in das
       Psychologiestudium integriert ist. Die praktische Ausbildung soll dann –
       angelehnt an das Medizinstudium – studienbegleitend in Form von Praktika
       erfolgen. Herauskommen soll ein fünfjähriges Studium, das aus Bachelor und
       Master besteht. Nach dem Staatsexamen erfolgt direkt die Approbation. Die
       Reform des für die Ausbildung geltenden Psychotherapeutengesetzes hatte die
       schwarz-rote Bundesregierung schon in der vergangenen Legislaturperiode
       versprochen.
       
       Die Demonstranten der „PiA-Proteste“ fordern unter anderem eine
       Übergangsregelung bis zur Studienreform, zum Beispiel durch eine
       angemessene Bezahlung. Auch wollen sie in die Planung der Reform mit
       einbezogen werden.
       
       9 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lisbeth Schröder
       
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