# taz.de -- heute in hamburg: „Pornos können die Gesellschaft verändern“
       
       Interview Tobias Scharnagl
       
       taz: Frau Heinrich, was haben Sie gegen den guten alten Porno? 
       
       Ulla Heinrich: Blasen, Ficken, Abspritzen – die heilige Trinität, immer
       dasselbe. Männer müssen ein Riesending haben, Frauen dürfen nur mit
       gestählten, enthaarten und flüssigkeitsfreien Körpern mitmachen. Überhaupt:
       Warum nur Heteros? Wenn Lesben, dann nur so, dass es Männer gut finden. Der
       „gute alte Porno“ ist sexistisch, frauenverachtend, homophob, rassistisch
       und sehr vereinfachend.
       
       Wenn jetzt alle Darstellerinnen die Achselhaare wachsen lassen, ist das
       Problem wahrscheinlich nicht gelöst, oder? 
       
       Nein. Es verblüfft mich immer noch, wie massiv die Reaktionen auf weibliche
       Körperbehaarung sind. Nicht nur im Porno. Frauen sollen ihre Haare wachsen
       lassen oder sich rasieren – egal! Beides kann feministisch sein. Eine
       Bandbreite von Schamhaarlängen muss möglich sein.
       
       Was muss ein feministischer Porno haben? 
       
       Vielfalt. Klar, auch ein feministischer Porno ist nie authentisch, sondern
       immer eine Szene, trotzdem sollte er versuchen, das Leben abzubilden. Und
       das besteht nicht aus perfekten Männer, die perfekte Frauen in alle Löcher
       penetrieren. Pornos sollen nicht dogmatisch sein. Sie können aufklären. Ich
       habe in einem Porno gelernt, wie weibliche Ejakulation geht. Wusste ich
       nicht. Ein Porno kann überraschend sein, ernst oder unfassbar lustig. Echte
       Menschen, die echte Lust verspüren.
       
       Muss ein guter Porno eine Handlung haben? 
       
       Nicht unbedingt. Manchmal mag ich Filme, die sofort zur Sache kommen. Nur
       Klischees verbreiten dürfen sie nicht – das reproduziert Stereotype!
       
       Sie organisieren einen Porno-Preis, den die Feministin Laura Meritt
       vergibt: den „PorYes – Feminist Porn Award Europe“. Kann den ein weißer
       Hetero-Mann mit klassischer Pornoprägung gewinnen? 
       
       Klar. Sie müssen fantastische feministische Pornos drehen, die sich um die
       sexpositive Bewegung verdient machen: modern, relevant, kreativ. 2017 waren
       uns diese Themen wichtig: Queer, Intersexualität, Sex und Arbeit, also die
       Frage: Was ist Fairporn?
       
       Pornos können gesellschaftlich relevant sein? 
       
       Ja. Wir wollen zeigen, dass es Alternativen zum klassischen Porno gibt und
       so das große Ganze verändern. Die Menschen sollen sich respektieren – im
       Porno und im echten Leben.
       
       11 May 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Scharnagl
       
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