# taz.de -- „So viel Respekt gibt’s nur bei uns“
       
       > Moritz Hagenmeyer ist Trainer einer Cricketmannschaft und Präsident des
       > Vereins Heligoland Pilgrims. Im Interview erzählt er, was diese Sportart
       > ausmacht, die sich in Deutschland nie richtig durchsetzen konnte
       
       Interview Johanna Stein
       
       taz: Herr Hagenmeyer, Sie sind Präsident der Heligoland Pilgrims, des
       einzigen deutschen Cricketclubs auf einer Insel. Wieso Helgoland? 
       
       Hagenmeyer: Wir haben den Club mit der Frage gegründet, ob man da überhaupt
       spielen kann, weil es dort immer noch Bombenkrater gibt. Wir haben also
       nachgewiesen, dass Cricket auf Helgoland möglich ist. Der Sportplatz ist
       zwar zu klein, aber das macht nichts. Wir spielen da jedes Jahr unseren
       Atlantik Cup.
       
       Am Wochenende veranstalten Sie den Hanseatik Cup in Hamburg. Welche Teams
       nehmen daran teil? 
       
       Es sind vier Mannschaften, zwei von den Heligoland Pilgrims und zwei vom
       Schwesternclub THCC Rot-Gelb. Es ist ein kleines Hallenturnier, quasi wir
       gegen uns. Fast alle Pilgrims, die mitspielen, sind auch THCC-Mitglieder.
       
       Was ist das Besondere am Cricket? 
       
       Es ist eine Mischung aus Mannschafts- und Individualsport, aus
       Konzentration, Ausdauer und Geschicklichkeit. Die Regeln sind kompliziert.
       Die meisten Spieler kennen gar nicht alle. Deshalb ist es immer lustig. Man
       hat großen Respekt vor dem Gegner. Gerade gab es ein Spiel zwischen England
       und Neuseeland: Als der letzte Schlagmann der Neuseeländer vom Platz ging,
       applaudierten die Engländer. Dem Gegenspieler. Das gibt’s beim Fußball
       nicht. Beim Cricket schon.
       
       Apropos England gegen Neuseeland: Der Sport ist in Ländern des Common
       Wealth sehr beliebt, in Deutschland weniger. Hier gibt es nur rund 100
       Vereine. Wieso? 
       
       Der Deutsche Fußballbund wurde als deutscher Fußball- und Cricket Bund
       gegründet. Erst mit der Zeit des Ersten Weltkriegs hat sich der Fußball
       durchgesetzt und Cricket ist aus dem Verband ausgeschieden. England hat
       Cricket im Common Wealth populär gemacht. Die englischen Besatzungssoldaten
       haben das nach dem Zweiten Weltkrieg zwar in der britischen Zone gespielt,
       aber unter sich. Auch heute sind die meisten Spieler im deutschen Cricket
       keine Deutschen. Die Jugendnationalmannschaft besteht im Wesentlichen aus
       afghanischen Flüchtlingen. Clubs fragen sich: Wollen wir lauter Afghanen
       aufstellen? Dann spielen wir vorne mit. Aber dann spielen keine deutschen
       Kinder mehr mit, weil die Afghanen im gleichen Alter besser sind.
       
       Nicht nur im Jugendbereich gibt es Probleme, es fehlen auch Spielerinnen. 
       
       Vor zwei Jahren war das Lizenzkriterium für die Bundesliga: Ein Club muss
       entweder eine Damen- oder eine Jugendmannschaft haben. Das hat der Deutsche
       Cricket Bund aber nicht richtig durchgesetzt. Beim Hanseatik Cup ist das
       anders: Jedes Team muss mindestens eine Dame und einen Jugendlichen haben.
       
       Was tun Sie, um Frauen für den Sport zu begeistern? 
       
       Beim THCC in Hamburg habe ich die Damenmannschaft aufgebaut. Wir sind
       letztes Jahr Norddeutscher Meister geworden. Jetzt trainiere ich die Damen
       in Damshagen und versuche, den Titel zu verteidigen. Wenn das klappt, habe
       ich alles erreicht, was ich im Cricket erreichen kann.
       
       9 Apr 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johanna Stein
       
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