# taz.de -- heute in hamburg: „Unter unseren Füßen könnte alles liegen“
Interview Liyang Zhao
taz: Herr Brandt, schon 2009 haben Sie eine seltene Fibel gefunden, aber
erst kürzlich restauriert. Warum dauerte das so lange?
Jochen Brandt: Uns fehlten die Mittel. Wir hatten früh festgestellt, dass
die reich verzierte Fibel aus Bronze, etwas Außergewöhnliches war. Wir
konnten sie mit unserer Ausstattung aber nicht fachgerecht restaurieren.
Deshalb wurde sie zunächst eingegipst und zwischengelagert. Erst später
haben wir den Kontakt zum Römisch – Germanischen Zentralmuseum in Mainz
hergestellt. Es hat eine sehr gute Werkstatt und konnte die Fibel
bearbeiten.
Wie sind Sie auf das sächsische Gräberfeld aus dem Frühmittelalter in Neu
Wulmstorf-Elstorf gestoßen?
Es liegt um ein Großsteingrab herum. Das hatte das Archäologische Museum
Hamburg schon 1984 ausfindig gemacht. Ein altes Ölgemälde und ein
Akteneintrag wiesen darauf hin. Durch Zufall ist das Team dann auf das
Gräberfeld gestoßen. Damals hatte man die Fläche mangels Interesse wieder
zugemacht. Seitdem war sie eine Pferdewiese. Im Rahmen eines
Forschungsprojektes zu sächsischen Gräbern, begannen wir die Grabungen 2006
erneut.
Und wo lag die Fibel?
In einem Frauengrab. Sie lag auf der rechten Schulter der Frau. Wir
vermuten deshalb, dass sie als herkömmlicher Mantelverschluss diente. Außer
der Fibel gab es allerdings nichts Vergleichbares in den Gräbern, das auf
eine adlige Herkunft hinwies. Es ist uns ein Rätsel, wie sie dort hin kam.
Was macht die Fibel zum Unikat?
Die aufwendige Verarbeitung. Sie ist teils vergoldet und mit
Glaseinfassungen und seltenem Granat verziert. Die Fibel ist außerdem mit
einer Länge von 7,5 Zentimetern sehr groß. Vor 1200 Jahren waren übliche
Fibeln maximal vier Zentimeter lang.
Was glauben Sie verbirgt sich noch alles im Untergrund Hamburgs?
Unter unseren Füßen könnte alles liegen. Das macht unseren Job ja gerade so
spannend. Allerdings ist durch die starke Bebauung der Stadt schon vieles
zerstört worden.
Wie finden Sie da noch Platz für Grabungen?
Wir sind in erster Linie Denkmalpfleger. Das heißt wir graben in der Regel
da, wo Straßen oder Gebäude neu gebaut werden sollen. Dann prüfen wir vorab
den Boden auf mögliche Schätze, die zerstört werden könnten.
Forschungsgrabungen wie die des Gräberfeldes sind eine Ausnahme.
Vortrag „Making history – oder wie man archäologische Funde zum Sprechen
bringt“: 18 Uhr, Archäologisches Museum, Harburger Rathausstr. 5
29 Mar 2018
## AUTOREN
(DIR) Liyang Zhao
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