# taz.de -- LehrerInnenstreik in den USA: West Virginia macht Schule
       
       > Der Ausstand der LehrerInnen in dem konservativen US-Bundesstaat war
       > überraschend erfolgreich. Jetzt soll er auch andernorts kopiert werden.
       
 (IMG) Bild: West Virginias Lehrerinnen feiern ihren Erfolg
       
       New York taz | „Lehrer gewinnen“, titelte die Charleston Gazette-Mail am
       Mittwoch. Das Foto dazu zeigte feiernde Menschen – mehrheitlich Frauen –
       mit erhobenen Fäusten bei der Jubelfeier am Kapitol. In dem konservativen
       Bundesstaat West Virginia hat die Szene Seltenheitswert. Nach neun Tagen
       Streik bekommen die LehrerInnen 5 Prozent mehr Lohn, was auch für
       PolizistInnen und andere öffentliche Bedienstete gilt, die selbst nicht
       streiken mussten.
       
       Außerdem werden die Beiträge zur Krankenversicherung, die drastisch erhöht
       werden sollten, „überprüft“. In den republikanisch regierten Bundesstaaten
       – Oklahoma, Arizona und Tennessee – erklärten noch am selben Abend
       LehrerInnen, dass sie dem Vorbild ihrer KollegInnen in West Virginia folgen
       werden.
       
       „Ich unterschreibe“, sagte Gouverneur James Justice, ein Milliardär, der
       bei seiner Wahl noch Demokrat war, aber im Zuge der Trump-Euphorie nach den
       Präsidentschaftswahlen zur Republikanischen Partei übergewechselt ist, am
       Dienstagabend in Charleston. „Wir verdienen es“, skandierten Hunderte von
       LehrerInnen. Viele von ihnen hatten dort tagelang demonstriert.
       
       West Virginia war eine Hochburg der Arbeiterbewegung, die in den Kohleminen
       den Achtstundentag und bezahlten Urlaub erkämpft hat. Doch der Kohlebergbau
       ist am Ende, andere Industrien gibt es nicht, Abwanderung hat den
       Bundesstaat geleert, Drogensucht und Armut grassieren, und die
       Gewerkschaften sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Donald Trump bekam
       im November 2016 in West Virginia fast 70 Prozent der Stimmen.
       
       ## Gewerkschaften forderten zum Streikende auf
       
       Ihren Erfolg haben die Streikenden, die am 22. Februar begonnen hatten und
       sämtliche öffentlichen Schulen in allen 55 Counties stilllegten, allein
       sich selbst zu verdanken. Selbst die Führungen der drei
       Lehrergewerkschaften riefen schon Mitte vergangener Woche zur Beendigung
       des Streiks auf.
       
       Die LehrerInnen machten aber weiter. Mit Goodwillaktionen versicherten sie
       sich der Sympathie der Bevölkerung. Unter anderem verteilten die
       Streikenden – und daher nicht bezahlten – LehrerInnen Essen an ihre ärmsten
       SchülerInnen. Als die Regierung in Charleston disziplinarische Konsequenzen
       für sie verlangte, stellten sich die Schulbehörden in den Counties hinter
       die LehrerInnen.
       
       West Virginia bezahlte seine LehrerInnen bisher im nationalen Vergleich
       schlechter als 47 andere Bundesstaaten. Zudem drohten drastische Erhöhungen
       der Krankenversicherungsbeiträge.
       
       „Wenn Sie mehr Geld in die Schulen investieren, dann produzieren die mehr
       intelligente Menschen, die intelligent mit Investitionen umgehen können“,
       sagte der 12-jährige Gideon Titus-Glover letzte Woche zum Gouverneur. Der
       antwortete: „Er hat recht.“
       
       Die nächste Auseinandersetzung hat bereits begonnen. Republikaner in
       Charleston wollen die Mehrkosten für Löhne bei der „Medicaid“ abzwacken –
       der Gesundheitsversorgung für Einkommensschwache, Behinderte, Kinder und
       Alte. Die LehrerInnen hingegen verlangen, dass die Steuern für
       Energieerzeuger erhöht werden.
       
       7 Mar 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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