# taz.de -- Kurdenpolitiker Salih Muslim: Wieder auf freien Fuß – vorläufig
       
       > Der ehemalige Chef der syrisch-kurdischen PYD ist wieder frei. Gegen den
       > Willen der Türkei verzichteten die Prager Richter auf Abschiebehaft.
       
 (IMG) Bild: Auf dem Weg ins Gericht am Dienstag in Prag
       
       Berlin taz | Salih Muslim, „Außenminister“ der syrischen Kurden, ist am
       Dienstag in Prag nach zwei Tagen Polizeihaft wieder auf freien Fuß gesetzt
       worden. Der 67-jährige Muslim, ehemaliger Vorsitzender der in den syrischen
       Kurdengebieten dominierenden Partei der Demokratischen Union (PYD) und
       ihrer Miliz YPG, ist der bekannteste syrische Kurdenpolitiker.
       
       Er war in der Nacht von Samstag auf Sonntag in einem Prager Hotelzimmer
       festgenommen worden. Eingefädelt hatte das der türkische Geheimdienst.
       Muslim, der jetzt für die internationalen Beziehungen der PYD zuständig
       ist, wird im Ausland offenbar verfolgt.
       
       In der Türkei steht Muslim auf der Terrorliste der meist gesuchten
       Personen. Denunzianten, die den entscheidenden Tipp für seine Verhaftung
       geben, winkt eine Belohnung von gut einer Million US-Dollar. Die türkischen
       Behörden, die die Auslieferung Muslims fordern, machen ihn für ein Attentat
       auf einen Buskonvoi des Militärs in Ankara am 17. Februar 2016
       verantwortlich, bei dem 29 Menschen starben. Zu dem Attentat bekannte sich
       die TAK, eine Splittergruppe der PKK.
       
       Die Prager Richter nahmen entgegen einem Antrag der Türkei Muslim nicht in
       Abschiebehaft, weil dieser versicherte, sich dem weiteren Verfahren nicht
       zu entziehen. Die Türkei hat nun 40 Tage Zeit, ihren Auslieferungsantrag zu
       begründen.
       
       ## Eine politische Entscheidung
       
       Salih Muslim wurde einer größeren Öffentlichkeit während der Kämpfe gegen
       den IS in der Grenzstadt Kobane bekannt. Damals war er als Vorsitzender der
       PYD auch Chef der Parteimiliz YPG und verhandelte in dieser Eigenschaft
       über die Zusammenarbeit mit den USA.
       
       Muslim, der in Istanbul Ingenieurwesen studiert hat, ist eng mit den Kurden
       in der Türkei verbündet, auch wenn er heute betont, die PYD agiere
       unabhängig von der kurdisch-türkischen PKK. Die Türkei sieht in Muslim
       dagegen einen führenden PKK-Kader und macht ihn direkt für PKK-Attentate
       verantwortlich.
       
       Zur Freilassung von Muslim sagte der türkische Botschafter in Prag, Ahmet
       Necati Bigali: „Diese Entscheidung hat bei uns große Enttäuschung
       hervorgerufen.“
       
       Die Auslieferung ist eine politische Entscheidung, und selbst in der Türkei
       glaubt man kaum, dass das EU-Land Tschechien einen prominenten syrischen
       Politiker an die Türkei ausliefern wird. In der türkischen Öffentlichkeit
       wird allerdings schon die vorübergehende Festnahme Muslims als großer
       Erfolg gefeiert. „Operation Prag“ titelte das Blatt Hürriyet am Dienstag.
       
       27 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Wittenfeld
       
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