# taz.de -- die drei fragezeichen: „Den Schafen mit einem kleinen Stoß hochhelfen“
       
       Schafe schubsen kann deren Leben retten, haben wir irgendwo gelesen. Ein
       Schäfer darüber, wann und warum das sinnvoll sein kann
       
       taz: Herr Kucznik, mit Überraschung lasen wir: Schafe schubsen kann Leben
       retten. Was hat es damit auf sich? 
       
       Knut Kucznik: Schafe schubsen klingt missverständlich. Die Schafe juckt’s
       und dann drehen sie sich auf den Rücken, manchmal geraten sie dabei in eine
       Kuhle und können nicht mehr aufstehen. Dabei entstehen Gase im Pansen, die
       das Tier dann nicht abführen kann. Daran können sie dann sterben, wenn sie
       nicht mehr hochkommen. Schafrassen mit längeren Beinen können sich einfach
       wieder aufstellen, bei den kurzbeinigen Arten klappt das aber nicht. Denen
       muss dann mit einem kleinen Stoß wieder hochgeholfen werden.
       
       Muss, wer die Schafe dann rettet, nicht mit dem Angriff eines
       verständnislosen Schafs rechnen? 
       
       Nein, die sind völlig neben sich, wenn sie wieder aufstehen. Es kann immer
       Schafe geben, die angreifen, aber das liegt dann an der Sozialisierung.
       Wenn ein Bock in der Herde war, zum Beispiel. Aber die, die wieder
       aufstehen, sind garantiert nicht die, die angreifen.
       
       Und wie steht es allgemein um die Schafe in Deutschland? 
       
       Das geht alles steil bergab. Lamm ist auf dem Weltmarkt viel billiger zu
       kriegen als von deutschen Schafen. Und mittlerweile gibt es keine einzige
       Kämmerei mehr in der EU für die Wolle. Die ganzen Biodiversitätsleistungen,
       die die Schäfereien leisten, werden nicht subventioniert oder bezahlt.
       Deshalb geben die Betriebe reihenweise auf. Wenn dann da Schafarten
       aussterben, kommen die auch nicht wieder. Das alles interessiert aber weder
       den Bund noch die Länder. Die wird es interessieren, wenn die EU anfängt,
       Anlastungsverfahren gegen Deutschland zu schalten, weil die
       Naturschutzgebiete, die wir helfen zu erhalten, verschwinden. Dann geht’s
       um Millionen von Euro. Besser wäre es, schon davor nicht nur die Schafe,
       sondern auch die Schäfereien mit einem Schubs durch öffentliche Gelder
       wieder auf die Beine zu stellen.
       
       Interview Arved Clute-Simon
       
       Schäfermeister Knut Kucznik aus Brandenburg kämpft gerade für die
       Weidetierprämie, die er als letzte Chance sieht, die deutsche Schäferei zu
       erhalten. Am 13. März wird dafür vor dem Berliner und dem Bonner
       Landwirtschaftsministerium demonstriert
       
       27 Feb 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Arved Clute-Simon
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA