# taz.de -- Posse um Erinnerung an Nazi-Gegner: Wo ein Wille ist, ist kein Weg
       
       > Straßenschilder, die an zwei NS-Widerstandskämpfer erinnern, hat der
       > Ortsamtsleiter von Bremen-Blumenthal abhängen lassen – obwohl er sie gut
       > findet.
       
 (IMG) Bild: Rotes Tuch: Dies Schild musste weg, damit ein Schild kommen kann, das genauso aussieht
       
       Bremen taz | Der Schilderstreit im Bremer Stadtteil Blumenthal ist
       eskaliert: Am Donnerstag wurden die von der Initiative „Nordbremer Bürger
       gegen den Krieg“ angebrachten Wegeschilder zum Gedenken an die
       antifaschistischen Widerstandskämpfer Leo Drabent und Hans Neumann
       demontiert. Was die Ini als „Raub“ und „Diebstahl“ bezeichnet, war ein
       bürokratischer Akt: Ortsamtsleiter Peter Nowack (SPD) nämlich hatte das Amt
       für Straßen und Verkehr (ASV) angewiesen, die Schilder zu entfernen. „Die
       Schilder liegen jetzt bei mir“, sagt Nowack.
       
       In der Tat handelte es sich hier nicht um offiziell genehmigte
       Wegeschilder: Finanziert und montiert hatte sie Mitte Dezember besagte Ini,
       weil, so deren Mitglied Gerd-Rolf Rosenberger (DKP), der Beirat Blumenthal
       fünfeinhalb Jahre lang nichts unternommen habe, obwohl das
       Stadtteilparlament damals beschlossen habe, dass es mindestens eine Straße
       geben müsse, die nach Leo Drabent benannt sei ([1][die taz berichtete]).
       
       ## Rad- und Fußwege umbenannt
       
       Zwar gab es vonseiten des Beirats immer wieder Vorstöße, eine Straße oder
       Brücke in Blumenthal nach Drabent zu benennen; zuletzt war eine Gedenkstele
       im Gespräch. Doch während sämtliche Beirats-Ideen an bürokratischen oder an
       finanziellen Hürden scheiterten, machte die Ini in Windeseile zwei bisher
       namenlose Rad- und Fußgängerwege aus, die selbst der Ortsamtsleiter
       „hervorragend“ geeignet findet für eine Benennung nach den beiden
       Nordbremer Widerstandskämpfern Drabent und Neumann, zwei Blumenthaler
       Werftarbeiter, die 1944 hingerichtet wurden. Für die Finanzierung der
       Schilder benötigte die Ini nicht Jahre, sondern eine einzige abendliche
       Benefiz-Veranstaltung.
       
       Zivilen Ungehorsam findet Nowack allerdings gar nicht hervorragend. Niemand
       von der Ini habe den Beirat oder ihn vorher gefragt, sagt er: „Da wurde die
       Presse eingeladen zur feierlichen Einweihung der Straßenschilder – und wir
       wussten nicht einmal etwas davon!“ Durch das eigenmächtige Errichten der
       Schilder sei er gezwungen gewesen, formalrechtlich zu handeln.
       
       Denn es gab zu diesem Zeitpunkt nur den fünfeinhalb Jahre alten Beschluss,
       Drabent zu ehren – für seinen Mitstreiter Hans Neumann musste erst noch ein
       Antrag gestellt werden. Und der sollte, ebenso wie ein nachträglicher
       Antrag auf Genehmigung der Schilder, nur dann vom Beirat angenommen werden,
       wenn Rosenberger als Antragsteller bereit gewesen wäre, die Schilder erst
       einmal wieder zu entfernen. Der aber weigerte sich. Also stimmte der Beirat
       gegen die Genehmigung und Rosenberger bekam eine Frist für die
       Schilder-Demontage, die er verstreichen ließ. Nowack schaltete das ASV ein
       – und die Schilder kamen weg.
       
       „Beschämend“ findet das Karl Brönnle, Sprecher des Linken-Ortsverbands
       Bremen-Nord. „Denn derselbe Antrag, der jetzt abgelehnt wurde, soll auf der
       nächsten Beiratssitzung im März von der SPD und den Grünen eingebracht
       werden – was für ein Kasperletheater!“ In der Tat, bestätigt Nowack, wird
       Rot-Grün beantragen, exakt jene zwei Straßen nach Drabent und Neumann zu
       benennen, die bis Donnerstag bereits so hießen.
       
       ## „Odnungsgemäßer“ Weg
       
       Aber dann, sagt Nowack, werde das Ganze wenigstens seinen ordnungsgemäßen
       Weg gegangen sein: „Sollte der Beirat den Antrag mehrheitlich annehmen,
       wird es möglicherweise schon im Juni neue Schilder geben. Dann werden wir
       in einem sehr feierlichen Akt die beiden Männer würdigen und Rosenberger
       und seine Leute bekommen ihre Schilder zurück – die können sie sich dann ja
       an die Wohnzimmerwand hängen.“
       
       Brönnle ist sich im Klaren darüber, dass die Errichtung von
       Straßenschildern eine offizielle Genehmigung erfordert, aber: „Diese
       formaldemokratische Herangehensweise vonseiten der SPD ist einfach
       unerträglich.“ Hier, sagt er, träfen zwei Dickköpfe aufeinander, „von denen
       sich meiner Meinung nach Nowack hätte bewegen müssen – nicht Rosenberger!“
       
       Der sagt denn auch: „Man wollte von mir den öffentlichen Kotau, ich sollte
       mich unterwerfen, ich bin halt nur der linke Pöbel!“ In der Tat nimmt Peter
       Nowack ihn exakt so wahr: „Mein Vater hat zu mir immer gesagt: Wer mit 18
       kein Kommunist ist, hat kein Herz. Wer mit 50 immer noch Kommunist ist, hat
       keinen Verstand. Und Rosenberger und seine Leute beweisen genau das!“
       
       24 Feb 2018
       
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       ## AUTOREN
       
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