# taz.de -- heute in hamburg: „31 Jahre Herzblut“
Interview Liyang Zhao
taz: Herr Wulff, 31 Jahre waren Sie Stadionsprecher beim FC St. Pauli.
Vermissen Sie den Verein?
Rainer Wulff: Ich gehe weiterhin ins Stadion. Aber heute bin ich ein
Zuschauer wie jeder andere. Ich sehe die Spiele nun aus einer anderen
Perspektive, aber das Gefühl bleibt das Gleiche. Ich habe entschieden, zu
einem Zeitpunkt aufzuhören, an dem die Fans sagen ,,Ach wie schade, dass er
weg ist“. Ich vermisse den Verein nicht. Denn ich bin immer noch dabei.
Durch Lesungen wie diese beschäftige ich mich weiter mit dem Verein. Er
bleibt so ein Teil von mir.
Warum ist der FC St. Pauli Ihre ,,große Liebe“?
1986 fragte mich der Präsident, ob ich ein paar Spiele kommentieren möchte.
Aus den paar Spielen wurden 31 Jahre Herzblut. Dafür habe ich nie Geld
bekommen. Das machte es besonders persönlich für mich. Ich habe
mitverfolgt, wie sich das Team weiterentwickelt hat, vom unbekannten
kleinen Verein zum berühmten FC St. Pauli. Ich habe all seine Höhen und
Tiefen miterlebt. Über die Zeit bin ich mit dem Verein zusammengewachsen.
Und so wurde St. Pauli zu meiner großen Liebe.
Was ist für Sie das Besondere an dem Club?
Der FC St. Pauli ist mehr als nur ein Fußballverein. Er unterstützt auch
soziale Projekte. Das schätze ich besonders an ihm. Auch seine politische
Entwicklung hat mich immer interessiert und erfreut. Deshalb kann es für
mich nur der FC St. Pauli sein.
Worum geht es bei der Lesung? Was möchten Sie Ihren Fans mitgeben?
Es wird eine gemütliche Runde, in der wir uns mit dem Publikum unterhalten.
Wir möchten eine familiäre Atmosphäre für die Fans schaffen. Wir werden
kleine Geschichten lesen. Auch ich habe zwei vorbereitet. Eine davon
handelt von meinem Abschied vom Verein letztes Jahr. Dafür habe ich eine
Schublade ausgemistet mit all meinen Erinnerungen an den FC St. Pauli. Das
sind Geschichten, Briefe, Pressemitteilungen, das Ganze humorvoll in eine
kleine Satire gepackt.
Warum fängt die Lesung genau um 19.10 Uhr an?
Das erinnert an die Gründung des Vereins im Jahr 1910.
Machen Sie sich Sorgen um einen Abstieg des Vereins in dieser Saison?
Nach dem letzten Spiel eher weniger. Ich schaue hoch. Allerdings weiß man
nie, wie es am Ende kommt. Aber so muss das sein. Das ist ja gerade das
Spannende am Fußball.
Lesung: „FC St. Pauli – eine große Liebe“, mit Rainer Wulff, Ina Bruchlos,
Dagmar Hansen und Thomas Nast. 19.10 Uhr, Mathilde Bar, Kleine
Rainstraße 11
21 Feb 2018
## AUTOREN
(DIR) Liyang Zhao
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