# taz.de -- Klassenhass aus der taz-Fleischerei?
       
       > Unser neuer taz-Kinospot erregt das Internet. Ein „ND“-Autor findet
       > sogar, die taz tritt nach unten
       
       Eine Frau betritt abends eine Fleischerei, darüber das Schild „Internet“.
       Der Metzger hinterm Tresen blickt feindselig, ein Pollundertyp in der Ecke
       und mit Boulevardblatt in der Hand, scannt die Frau einmal von oben bis
       unten ab. In der Auslage liegen „Lügenwälder“ oder „Wutwurst“. Dass die
       groteske Zuspitzung im neuen taz-zahl-ich-Werbespot „Deutsche Delikatessen“
       auch zu negativen Reaktionen führen würde – absehbar.
       
       Ein Artikel im Neuen Deutschland (ND) war da schon überraschender. Darin
       wirft uns der Autor vor, „nach unten zu treten“. Die Unterschicht werde im
       Film verspottet, deren Angehörige zu Monstern stilisiert und ihre
       Bildungsferne aus Gründen des eigenen Distinktionsgewinns ausgeschlachtet.
       Der Rechtsruck in der Politik würde ausschließlich über „weiße, ungepflegte
       Männer aus der Unterschicht“ problematisiert (also externalisiert), was man
       am Ende nur als „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ bezeichnen könne.
       
       Die Idee des Spots war, auf unkonventionelle Art zu zeigen, was aus dem
       Sehnsuchtsort Internet geworden ist. Dem Stil sollte man ansehen, dass es
       dabei nicht um eine herkömmliche Metzgerei handelt, sondern um einen
       fiktiven Ort, eine Metapher fürs Netz, wo es rau und ruppig zugeht. Wo
       andere das Sagen haben, und dieses Sagen aus Hass und Spott besteht. Dieser
       Hass kommt überwiegend von Männern. Er ist zudem oft fremdenfeindlich und
       antifeministisch. Und ja, der Humor des Spots ist ein einfaches
       Lustigmachen. Über Menschen, die sich den gemeinsam genutzten Raum
       angemackert haben, die qua Lautstärke dominieren. Die uns und andere jeden
       Tag mit Lachtränensmileys und Ausrufezeichen überschwemmen. Er taugt nicht
       als soziologischer Mikrokosmos, an dem man Klassismus-Vorwürfe
       scharfstellen könnte.
       
       Selbst wenn man möchte: Weder der Beruf des Metzgers noch das Lesen eines
       Boulevardblatts lassen den Schluss „Unterschicht“ zu. Damit beweist der
       ND-Autor nur die eigene vorurteilsbehaftete Klassenwahrnehmung. Ilija
       Matusko
       
       Mehr zum Spot: [1][www.taz.de/delikatessen]
       
       10 Feb 2018
       
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