# taz.de -- Im toten Winkel
       
       > In Schöneberg stirbt eine Radfahrerin, nachdem sie von einem Lkw erfasst
       > wurde. Abbiegeassistenten könnten solche Unfälle in Zukunft verhindern
       
 (IMG) Bild: Am Ort des Unfalls: Polizisten sichern Spuren am Kaiser-Wilhelm-Platz
       
       Von Moritz Elliesen
       
       Am Dienstag gab es die erste Verkehrstote in Berlin in diesem Jahr: Eine
       52-jährige Radfahrerin wurde in Schöneberg von einem Lkw erfasst, als
       dieser nach rechts abbiegen wollte. Nach Polizeiangaben starb die
       Radfahrerin noch am Unfallort. Nur vier Tage zuvor wurde eine 22 Jahre alte
       Radfahrerin schwer verletzt, als sie von einem Lastwagen überrollt wurde.
       
       Radfahrer geraten vor allem bei rechts abbiegenden Lkw im Stadtverkehr
       leicht in den toten Winkel des Fahrers und werden übersehen. Nach Angaben
       des Berliner Verbandes des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC)
       starben im vergangenen Jahr vier Radfahrer durch rechts abbiegende Lkws,
       insgesamt wurden neun Radler im Verkehr tödlich verletzt. Seit 2008 wurden
       insgesamt 34 Radfahrer durch abbiegende Lastwagen getötet.
       
       Den meisten Unfälle dieser Art könnte vorgebeugt werden, wenn Lkw mit einem
       elektronischen Abbiegeassistenten ausgestattet wären. Nach einer aktuellen
       Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) hätten rund 60 Prozent der
       tödlichen Zusammenstöße zwischen Radfahrern und Lkw durch ein solchen
       System verhindert werden können.
       
       Die Funktionsweise der Abbiegeassistenten ist mit der Einparkhilfe eines
       gewöhnlichen Autos vergleichbar. Die Lastwagen werden mit Sensoren
       ausgestattet, die Radfahrer erfassen. Befindet sich ein Radler im toten
       Winkel des Blickfelds, wird der Lkw-Fahrer mit einem Warnsignal darauf
       aufmerksam gemacht.
       
       ## Frage von Leben und Tod
       
       „Die elektronischen Abbiegeassistenten müssen gesetzlich verpflichtend
       werden“, sagte Lara Eckstein, Sprecherin des ADFC-Berlin, der taz. „Das ist
       eine Frage von Leben und Tod.“ Berlin solle sich mit einer
       Bundesratsinitiative dafür einsetzen. Auch die Initiative Volksentscheid
       Fahrrad sprach sich für die verpflichtende Einführung von
       Abbiegeassistenten aus.
       
       Selbst die Transportbranche hält die elektronische Unterstützung inzwischen
       für sinnvoll. Bisher würden diese aber von den meisten Lkw-Herstellern
       nicht angeboten, kritisierte Martin Bulheller, Sprecher des Bundesverbandes
       Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung. Die Hersteller müssten mehr
       Energie in die Entwicklung solcher Systeme stecken, forderte Bulheller.
       
       Geht es nach dem ADFC, ist es mit einem elektronischen Assistenten alleine
       noch nicht getan. Auch die Kreuzungen in Berlin müssten sicherer gemacht
       werden, „etwa durch Ampelregelungen oder bauliche Maßnahmen“, sagte
       Eckstein. Zum Beispiel müssten Radwege von der Straße klar getrennt werden.
       
       Der Volksentscheid Fahrrad ruft für den heutigen Mittwoch um 17.30 Uhr zu
       einer Mahnwache an der Unfallstelle an der Ecke Hauptstraße/Kolonnenstraße
       auf
       
       24 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Moritz Elliesen
       
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