# taz.de -- Kurden im türkisch-syrischen Grenzgebiet: Streit um US-gestützte Einsatztruppe
       
       > Die USA wollen eine 30.000 Soldaten starke Kurdenarmee in Syrien
       > aufbauen. Die Türkei will gegen sie kämpfen. Droht eine Eskalation unter
       > Nato-Ländern?
       
 (IMG) Bild: „Wir können jeden Moment losschlagen“: der türkische Präsident Erdogan bei seiner Rede vor der AKP-Fraktion
       
       Athen taz | Werden türkische und US-amerikanische Soldaten bald aufeinander
       schießen? Kommt es zum Kampf zwischen zwei Nato-Verbündeten? Mit diesen
       Schlagzeilen bereiten türkische Medien ihre Leser auf das Schlimmste vor,
       sollte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine Ankündigung
       wahrmachen und die türkische Armee tatsächlich in einen Kampf gegen
       syrisch-kurdische Milizen schicken, die von den USA militärisch unterstützt
       werden. Die Vorbereitungen dazu laufen auf Hochtouren.
       
       Seit Tagen verstärkt die türkische Armee ihre Truppen entlang der syrischen
       Grenze in Kilis und Hatay, direkt gegenüber dem kurdischen Kanton Afrin auf
       der syrischen Seite. „Wir können jeden Moment losschlagen“, bekräftigte
       Erdoğan am Dienstag in einer Rede vor der Fraktion der Regierungspartei
       AKP.
       
       Anlass für diese neuerliche Eskalation in der Auseinandersetzung mit den
       syrischen Kurden ist eine Ankündigung der USA vom vergangenen Samstag. Man
       werde, erklärte das Pentagon, zur „Abwehr eines Wiedererstarken des IS“ in
       Syrien Schritt für Schritt eine Armee von 30.000 Mann aufbauen, trainieren
       und bewaffnen. Diese soll die Grenzen des von den Kurden im Kampf gegen den
       „Islamischen Staat“ eroberten Gebietes schützen. Diese Truppe wird nach
       US-Angaben hauptsächlich aus Mitgliedern der kurdischen YPG-Miliz bestehen,
       wie ein US-Kommandeur gegenüber der New York Times bestätigte, weil dies
       „die besten Kämpfer“ seien.
       
       Für die türkische Regierung ist das eine Horrorvorstellung. Für sie ist die
       kurdische YPG ein direkter Ableger der türkisch-kurdischen PKK, gegen die
       die türkische Armee seit mehr als 30 Jahren ankämpft. Erdoğan nennt die
       geplante Truppe deshalb eine „Terrorarmee an unserer Grenze“ und wirft den
       USA vor, die „schlimmsten Feinde der Türkei“ mit Waffen zu versorgen und zu
       trainieren.
       
       ## Erdogan will Unterstützung der Nato
       
       Am Dienstag forderte er den Beistand der Nato gegen die YPG ein. Der
       Konflikt um die YPG schwelt seit Jahren zwischen den beiden Nato-Partnern
       Türkei und USA. Seit es der YPG im Winter 2014 mit US-amerikanischer
       Luftunterstützung gelang, den IS aus der syrischen Grenzstadt Kobane zu
       vertreiben, arbeiten die YPG und die US-Armee im Kampf gegen den IS
       zusammen. Die türkische Regierung hat immer wieder in Washington dagegen
       protestiert und angeboten, eigene Truppen zu schicken, wenn die USA die
       Zusammenarbeit mit den Kurden beenden würde.
       
       Nachdem der IS militärisch weitgehend besiegt ist, hatte Ankara erwartet,
       dass die USA die Unterstützung der YPG beenden. Die jetzige Ankündigung ist
       jedoch das genaue Gegenteil. Offenbar planen die USA, sich mit Hilfe der
       neu zu gründenden Grenztruppe ein größeres Gebiet in Syrien zu sichern. Das
       würde dann eine dauerhafte Unterstützung der Kurden voraussetzen, was
       Erdoğan auf jeden Fall verhindern will.
       
       In der türkischen Öffentlichkeit gibt es kaum Kritik daran, dass Erdoğan
       notfalls mit einer militärischen Intervention verhindern will, dass entlang
       der Grenze eine amerikanisch unterstützte „PKK-Armee“ entsteht. Außer der
       kurdisch-linken HDP sind alle Parteien dafür.
       
       ## Lawrow kritisiert die Pläne der USA
       
       Der russische Außenminister Sergej Lawrow warf am Montag den USA vor,
       Syrien aufteilen zu wolle. Damit unterstützte er indirekt die Vorwürfe
       Erdoğans. Trotzdem wartet die türkische Regierung offenbar noch auf ein
       direktes Signal des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ohne dessen
       Zustimmung ist ein türkischer Einmarsch in Afrin nur schwer vorstellbar,
       weil dort auch russische Beobachter stationiert sind.
       
       Am Montag gab es jedoch noch zwei diplomatische Versuche, einen Krieg zu
       verhindern. Der türkische Generalstabschef Husuli Akar traf sich mit seinem
       amerikanischen Kollegen Joseph Dunford im Nato-Hauptquartier in Brüssel,
       während Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu seinen US-Kollegen Rex Tillerson am
       Rande einer Konferenz in Kanada treffen wollte.
       
       17 Jan 2018
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Wolf Wittenfeld
       
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