# taz.de -- Schwarz-gelbe Peter
       
       > Stöger statt Bosz: Der nach oben fallende Ex-Kölner tritt die Nachfolge
       > des unglücklichen Niederländers an. Die Saisonziele des BVB werden in der
       > Winterpause neu justiert
       
 (IMG) Bild: Aus ohne Applaus: Peter Bosz verlässt die Bühne Bundesliga
       
       Aus Dortmund Marcus Bark
       
       Die kurze Zeit, in der Peter Bosz Borussia Dortmund trainierte, lässt sich
       in zwei Phasen einteilen. In der ersten holte die Mannschaft 19 Punkte aus
       sieben Spielen in der Bundesliga, die Fans sangen von der Meisterschaft. In
       der zweiten Phase, einer des sportlichen Niedergangs in
       Raketengeschwindigkeit, waren es drei Punkte aus acht Spielen. Nur der 1.
       FC Köln, der abgeschlagen den letzten Platz belegt, war in dieser zweiten
       Phase noch schlechter.
       
       Peter Stöger, der ebenjenen 1. FC Köln bis zum vergangenen Sonntag
       trainierte, wurde gestern als neuer Trainer bei Borussia Dortmund
       vorgestellt. Der Fußball schreibt die merkwürdigsten Geschichten.
       
       Am Samstagabend, nach einer erbärmlichen Leistung bei der
       1:2-Heimniederlage gegen Werder Bremen, erhielt Stöger, so erzählten es die
       Protagonisten auf der entscheidenden Pressekonferenz am Sonntagmorgen,
       einen Anruf von Hans-Joachim Watzke. Der Geschäftsführer von Borussia
       Dortmund hatte dem Niederländer Bosz nach nur fünf Monaten Zusammenarbeit
       „in einem sehr emotionalen Gespräch“ die Freistellung erläutert.
       
       „Ich habe ihm schon gesagt, dass ich derjenige bin, der mit dem 1. FC Köln
       bislang nur drei Punkte geholt hat“, berichtete Stöger. Watzke schmunzelte.
       Er und Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc werteten die bisherige Saison
       der Kölner als Streichergebnis. Sie bewerteten die vier Jahre Stögers
       zuvor. Zorc hob zwei Eigenschaften des Österreichers hervor, den sie im
       Sommer schon einmal zu einem Sondierungsgespräch getroffen hatten: „Peter
       hat gezeigt, dass er einer Mannschaft Stabilität verleihen kann. Ich
       glaube, diese Stabilität in der Defensive fehlt uns derzeit am meisten.“
       Das belegen die zwei Phasen: In der ersten gelangen Dortmunds Gegnern 2
       Tore, in der zweiten 21.
       
       Indirekt gab Zorc zu, dass es Probleme im Binnenverhältnis der Mannschaft
       gibt. Stöger, so der Sportdirektor, habe auch gezeigt, dass er „Risse
       kitten“ könne.
       
       Der neue Trainer will an diesem Punkt ansetzen: „Ich werde mal hören, wo es
       Probleme gegeben haben könnte.“ Zudem wolle er „mehr Empathie in die Gruppe
       bringen“. Die häufig leidenschaftslosen Leistungen vieler Spieler in den
       vergangenen Wochen sind ihm also auch aufgefallen.
       
       Mit der Verpflichtung von Stöger, dem ersten Trainerwechsel während einer
       laufenden Saison seit mehr als zehn Jahren, geht der BVB einen
       Paradigmenwechsel ein. Bosz sollte im Geist seiner Vorgänger Klopp und
       Tuchel attraktiven Fußball spielen lassen. Stöger geht es darum, den
       Niedergang pragmatisch aufzuhalten. Den kürzlich noch erteilten Auftrag,
       die direkte Qualifikation für die Champions League und damit mindestens den
       vierten Tabellenplatz zu schaffen, ist vorerst aufgehoben worden. „Wir
       sollten das realistisch angehen und erst mal sehen, dass wir ein paar
       Punkte holen“, sagte Watzke. Am Dienstag bei Mainz 05 und am Samstag gegen
       die TSG Hoffenheim stehen noch zwei Bundesligaspiele bis Weihnachten an.
       Watzke: „In der Wintervorbereitung sagen wir dann wieder etwas zu den
       Zielen.“
       
       Stögers Vertrag wird nur bis zum 30. Juni gültig sein. „Ich hätte auch 14
       Tage genommen. So sind es sechs Monate geworden. Mehr brauche ich momentan
       nicht“, sagte der Trainer, der Manfred Schmid als seinen Assistenten aus
       Kölner Zeiten mitbringt. Neu im Trainerstab wird Jörg Heinrich sein, der
       1997 mit dem BVB die Champions League gewann.
       
       Störer führte den 1. FC Köln aus der 2. Liga bis in den Europapokal,
       erstmals nach 25 Jahren, bis es in dieser Saison steil bergab ging. Am
       Samstagabend waren sich beide Parteien schnell einig. Stöger: „Ich war
       gerade von Köln aus zu meiner Familie nach Wien geflogen. Dann kam der
       Anruf von Aki (Watzke). Da bin ich eben wieder hergeflogen.“ Die Zeit habe
       gereicht, um bei Muttern zu essen: „So eine Möglichkeit wie Dortmund
       bekommst du einmal im Leben.“
       
       11 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marcus Bark
       
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