# taz.de -- Neue linke Partei in Italien gegründet: Frei, gleich und gegen Matteo Renzi
       
       > Italien hat eine neue Linkspartei. Ihre Hauptgegnerin ist die Partito
       > Democratico mit ihrem Chef Matteo Renzi, die in Rom derzeit mitregiert.
       
 (IMG) Bild: Soll Stimmen für die neue Linke holen: Pietro Grasso
       
       Rom taz | Italien hat eine neue Linkspartei. Am Sonntag trafen sich 1.500
       Delegierte in Rom, um die Liste „Liberi e uguali“ (LU, „Die Freien und
       Gleichen“) aus der Taufe zu heben und ihren Spitzenkandidaten für die im
       März-April 2018 anstehenden Parlamentswahlen zu nominieren.
       
       Frei möchte die neue politische Kraft vor allem von einem sein: von Matteo
       Renzi, dem Chef der gemäßigt linken Partito Democratico (PD), die in Rom
       mit Paolo Gentiloni auch den Ministerpräsidenten stellt. Gleich zwei der
       drei Kleinparteien, die sich am Sonntag zusammenschlossen, hatten sich in
       den letzten drei Jahren von Renzis PD abgespalten, da sie mit dessen als
       diktatorisch empfundenen Führungsstil ebenso im Dissens waren wie mit der
       ihrer Meinung nach zu sehr in die politische Mitte, gar zur Rechten
       schielenden inhaltlichen Ausrichtung der Partei.
       
       Das Zugpferd im Wahlkampf soll jetzt Pietro Grasso werden. Grasso,
       ursprünglich Anti-Mafia-Staatsanwalt aus Palermo, wurde 2013 auf der Liste
       der PD in den Senat gewählt und erhielt aus dem Stand das Amt des
       Senatspräsidenten. Allerdings war die PD damals noch nicht in den Händen
       Matteo Renzis; Grassos politischer Sponsor war der seinerzeitige Parteichef
       Pierluigi Bersani, der jetzt auch zu den Gründern der Freien und Gleichen
       gehörte.
       
       Heftigen Applaus erhielt der neue Frontmann Grasso auf dem
       Gründungskongress, als er sich – ohne Renzi beim Namen zu nennen – gegen
       eine Partei wandte, „in der nur einer kommandiert, umgeben von Jasagern“,
       und als er forderte, im Zentrum des politischen Wirkens der Linkspartei
       müsse die Bekämpfung der gesellschaftlichen Ungleichheit stehen.
       
       ## Von der Spaltung der Linken profitieren die Rechten
       
       Im Zentrum steht aber erst einmal die Bekämpfung der PD. Schon im Vorfeld
       ihres Parteitags schloss LU jedwede Wahlallianz mit Renzi kategorisch aus.
       Damit ist das linke Lager schon im Ausgangspunkt deutlich geschwächt, denn
       nach dem neuen Wahlrecht wird gut ein Drittel der Sitze über Direktmandate
       vergeben, ohne dass – anders als in Deutschland – diese mit den übrigen,
       über Proporz vergebenen Sitzen verrechnet würden.
       
       Angesichts der Spaltung der Linken dürfen sich jetzt sowohl das rechte
       Berlusconi-Lager als auch Grillos 5-Sterne-Bewegung die Chance ausrechnen,
       deutlich mehr Mandate direkt zu gewinnen.
       
       Die streitenden Fraktionen der Linken beeindruckt das nicht. Renzi kämpft
       um sein politisches Comeback, nachdem er vor akkurat einem Jahr nach seiner
       Niederlage im Verfassungsreferendum als Ministerpräsident zurücktreten
       musste. Und er weiß nur zu gut, dass seine Widersacher aus der neuen linken
       Partei ihn nie als gemeinsamen Spitzenkandidaten akzeptiert hätten.
       
       Renzi reagierte denn auch am Sonntag mit der Aufforderung an die Wähler,
       sie sollten ihr Votum nicht an die kleine linke Konkurrenz verschenken.
       Seine Ansage ist, die PD sei zusammen mit kleinen Verbündeten für bis zu 40
       Prozent gut. Die neue LU dagegen wähnt sich schon bei 10 Prozent. Beides
       sind mehr als optimistische Schätzungen. Aktuelle Meinungsumfragen sehen
       Renzis PD eher bei 24, die neue linke Kraft gar nur bei 6 Prozent.
       
       4 Dec 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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