# taz.de -- Nato-Treffen in Brüssel: Kommando zurück
       
       > Wäre die Nato für einen Angriff Russlands gewappnet? Bündnisinterne
       > Papiere wecken daran Zweifel. Jetzt soll reagiert werden.
       
 (IMG) Bild: Die Nato will im Ernstfall schneller reagieren können: polnischer Panzer bei einer Übung im Oktober
       
       Brüssel dpa | Die Nato reagiert mit einem Ausbau ihrer Kommandostruktur auf
       die als aggressiv wahrgenommene Politik Russlands. Nach Angaben von
       Generalsekretär Jens Stoltenberg sollen unter anderem neue Planungs- und
       Führungszentren für Marineeinsätze im Atlantik und für Truppenverlegungen
       innerhalb Europas aufgebaut werden. Ziel ist es, im Ernstfall eine schnelle
       und effiziente Reaktion des Bündnisses zu ermöglichen.
       
       Er erwarte, dass die Verteidigungsminister die Pläne an diesem Mittwoch bei
       einem Treffen in Brüssel billigen, sagte Stoltenberg am Dienstag. Auf Ebene
       der Botschafter sind sie nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur
       bereits beschlossen worden.
       
       Hintergrund des neuen Aufrüstungsvorhabens ist die Erkenntnis, dass die
       jetzige Kommandostruktur nicht mehr den Erfordernissen der aktuellen
       Bedrohungslage entspricht. Ein internes Bündnispapier hatte jüngst die
       Verteidigungsfähigkeit im Krisenfall infrage gestellt.
       
       In dem „Fortschrittsbericht über das verstärkte Abschreckungs- und
       Verteidigungsdispositiv der Allianz“ wird offen angezweifelt, ob die
       schnelle Eingreiftruppe der Allianz derzeit wirklich zügig und effizient
       reagieren könnte. Zudem gibt es dem Dokument zufolge gerade im östlichen
       Bündnisteil große Defizite im Bereich der Logistik und Infrastruktur.
       
       Dies ist vor allem deswegen relevant, weil Russland seit dem Beginn de
       Ukraine-Krise endgültig wieder als großer Unsicherheitsfaktor angesehen
       wird. Insbesondere die nordöstlichen Bündnisstaaten fühlen sich seitdem
       verstärkt bedroht. Um Russland abzuschrecken, wurden zuletzt bereits
       mehrere Tausend Nato-Soldaten im Baltikum und in Polen stationiert, die im
       Ernstfall von einer neuen und besonders schnellen Eingreiftruppe
       Verstärkung bekommen sollten.
       
       ## Drastische Kehrtwende
       
       Das alles ist ein drastische Kehrtwende zu der Politik nach dem Ende des
       Kalten Krieges. Damals hatte die Nato gedacht, sich von der extrem
       personal- und kostenintensiven Abschreckungspolitik ein Stück weit
       verabschieden zu können. Die Krisenbekämpfung im Ausland mit Einsätzen wie
       dem in Afghanistan wurde zum neuen Schwerpunkt. Die Kommandostrukturen
       wurden deswegen drastisch reduziert. Von den 33 Hauptquartieren, die es in
       Zeiten des Kalten Krieges gab, sind nach Nato-Angaben heute nur noch 7
       übrig. Die Personalstärke sank von 22.000 auf 6.800 Mitarbeiter.
       
       Wo die neuen Hauptquartiere angesiedelt werden, was sie kosten werden und
       wie viel neues Personal sie bekommen werden, ist nach Nato-Angaben noch
       offen. Stoltenberg machte am Dienstag allerdings deutlich, dass Deutschland
       als Standort für das neue Logistik-Hauptquartier durchaus infrage kommt.
       „Ich werde heute nicht konkret werden (…), aber Deutschland liegt zentral
       in Europa“, sagte er. Eine Entscheidung über die neuen Standorte solle im
       Februar fallen.
       
       Für das neue Atlantik-Hauptquartier werden Portugal und Großbritannien als
       aussichtsreiche Kandidaten gehandelt. Es soll Einsätze steuern können, die
       im Kriegsfall für einen freien Seeweg zwischen den USA und Europa sorgen
       können.
       
       Über die möglichen Kosten für die Änderungen an der Kommandostruktur wird
       bei der Nato bislang geschwiegen. Laut Stoltenberg werden sie allerdings
       ohnehin nur ein Teil von dem sein, was zusätzlich gebraucht wird. „Wir
       müssen gewährleisten, dass unsere Straßen und Brücken so gebaut sind, dass
       sie auch von unseren schwersten Fahrzeugen genutzt werden können“, erklärte
       er mit Blick auf die derzeit unbefriedigende Situation. Das Gleiche gelte
       für die Schienennetze, über die beispielsweise Panzer durch Europa
       transportiert werden könnten.
       
       8 Nov 2017
       
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