# taz.de -- american pie: Ein Fantasy-Liebling
       
       > Der 22-jährige Grieche Giannis Antetokounmpo ist ein
       > Vielseitigkeitswunder. Im Dienste der Milwaukee Bucks sprengt er derzeit
       > NBA-Rekorde
       
 (IMG) Bild: Leichte Aufgabe für den Alleskönner: Antetokoumpo frei vor dem Korb
       
       Auch in dieser Nacht hat Giannis Antetokounmpo seine Manager nicht
       enttäuscht. Der Forward führte seine Milwaukee Bucks in der Nacht zum
       Dienstag mit 27 Punkten, neun Rebounds und sieben Assists zu einem
       110:103-Heimsieg gegen die Memphis Grizzlies. Und tat damit mal wieder das,
       wofür er geliebt wird: Er heimste viele Managerspielpunkte ein.
       
       Bei diversen Onlineanbietern kann sich der fachkundige Basketballfan in
       „Fantasy-Managern“ Jahr für Jahr ein Team zusammenstellen und sich mit
       anderen Teilnehmern messen, der Markt ist riesig. Die Punktzahlen der
       Spieler orientieren sich mit mal mehr, mal weniger komplizierten Formeln an
       deren realer Ausbeute in den Partien. Kurz zusammengefasst: Je vielseitiger
       ein Spieler, umso mehr Statistik-Kategorien füllt er – und bringt dem
       Fantasy-Manager-Spieler Punkte. 2017/18 ist Antetokounmpo bisher der
       Abräumer unter den NBA-Stars – auch im realen Spiel auf dem Parkett. Würde
       jetzt, nach einem guten Sechstel der Saison, der MVP gewählt werden, der
       22-Jährige hätte größte Chancen auf die Auszeichnung. Mit aktuell 31,7
       Punkten pro Partie führt Antetokounmpo die Liga an, weit vor etablierten
       Größen wie James Harden, LeBron James oder Kevin Durant.
       
       Antetokounmpo gilt längst nicht mehr als ein zukünftiger Star, er ist
       bereits einer – und eine Rarität: Mit 2,11 Metern hat er die Maße eines
       Centers, ist aber schnell und beweglich wie ein Aufbauspieler, versiert
       verteilt er die Bälle an seine Mitspieler. Antetokounmpo überragt dazu
       gleichermaßen in Defensive und Offensive mit variablem, bereits erstaunlich
       abgeklärtem Spiel. Vor dem eigenen Korb kommen nur wenige an ihm vorbei,
       vor dem gegnerischen können ihn nur wenige aufhalten. „Er hat die
       Fähigkeiten, er hat das Talent, und er hat genau den richtigen Coach, der
       ihn zu seinen Zielen hinführen kann“, adelte ihn bereits NBA-Ikone LeBron
       James von den Cleveland Cavaliers. Der 32-Jährige ist Antetokounmpos großes
       Vorbild.
       
       Tatsächlich scheint Bucks-Trainer Jason Kidd prädestiniert für den Job als
       „Talent-Entwickler“. Der 44-Jährige war selbst 19 Jahre in der NBA aktiv,
       gilt als einer der besten Point Guards aller Zeiten – und spielte ebenfalls
       äußerst vielseitig. „Er kann Magic Johnson und Kevin Garnett sein“,
       vergleicht Kidd sein Juwel mit zwei der Größten.
       
       Nun soll der „Greek Freak“ die Bucks langfristig zurück zum Erfolg führen –
       die letzte Meisterschaft liegt bereits 46 Jahre zurück. 2013 kam der in
       Athen geborene Sohn nigerianischer Eltern als 18-Jähriger in die NBA, galt
       damals als Rohdiamant. Zuvor hatte Antetokounmpo nur eine Saison in der
       zweiten griechischen Liga gespielt – und dort Talentscouts auf sich
       aufmerksam gemacht.
       
       In der NBA zeigt Antetokounmpo nun sein Potenzial. Seinen Punkteschnitt hat
       er in fünf Jahren mehr als vervierfacht, auch nahezu alle anderen
       statistischen Werte sind Saison für Saison gestiegen. Dieses Jahr sogar
       historisch: 175 Punkte, 53 Rebounds und 28 Assists, kein Spieler in 70
       Jahren NBA-Geschichte hatte über die ersten fünf Saisonspiele einen
       besseren Start.
       
       Top-Teams der Liga würden ihr Tafelsilber verramschen, um den Rekordmann
       verpflichten zu können. Vor allem den Los Angeles Lakers, die sich nach
       glorreichen Zeiten zurücksehnen, wurde gesteigertes Interesse nachgesagt.
       Ein Wechsel würde den Rummel um das Jahrhunderttalent noch steigern. „In
       einer Großstadt könnte ich mich niemals so entwickeln“, erklärte
       Antetokounmpo daher aber erst kürzlich – und erfreute damit Teamführung und
       Fans in Milwaukee. Der Vertrag läuft noch bis 2021. Mit Flügelspieler Khris
       Middleton, dem gerade verletzten Shooting Guard Jabari Parker und dem erst
       vor wenigen Tagen verpflichteten Aufbauspieler Eric Bledsoe hat
       Antetokounmpo hochkarätige – und junge – Unterstützung.
       
       Nur eines fehlt noch: „Ich brauche diese Killermentalität“, sagt
       Antetokounmpo selbst. „Ich will nicht behaupten, dass ich damit geboren
       wurde, aber sie kommt.“
       
       David Digili
       
       15 Nov 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) David Digili
       
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