# taz.de -- Niederlande scheitern in der Qualifikation: Lekker „Blade Runner“
       
       > Fußball zum Wegschauen: Dass sich die Niederlande nicht für die
       > Fußball-WM in Russland qualifizieren konnten, verwundert niemanden.
       
 (IMG) Bild: Immerhin: Arjen Robben erfährt immer noch die Zuneigung niederländischer Fans
       
       Amsterdam taz | Nehmen wir Georginio Wijnaldum. In Liverpool ein Star, in
       der Amsterdam Arena mit dem Latein am Ende. Als er nach dem wertlosen Sieg
       gegen Schweden die Kabine verließ, gab er ein Interview, das vor allem aus
       Drucksen und Schulterzucken bestand.
       
       Hatten Sie noch an die Qualifikation geglaubt? Wie war das, als es dann auf
       einmal 2:0 stand? Und wer soll eigentlich Arjen Robben ersetzen, der nach
       96 Länderspielen nicht mehr für Oranje auflaufen wird? Wijnaldum wusste es
       nicht, und wer will ihm das verdenken? Nur auf die Frage, was sich
       verändern müsse rund um das kriselnde Oranje, kam die Antwort wie aus der
       Pistole geschossen. „Sehr viel.“
       
       Nun ist also eingetreten, was zahlreiche verbitterte Kommentatoren seit
       Monaten prophezeit haben. Der Höhepunkt war wohl Hugo Borst, bissige wie
       rührige Couch-Ikone ungezählter Turnierabende im urgemütlichen WM-Studio
       des öffentlichen Fernsehens. „Ich geh lekker ‚Blade Runner‘ gucken“, so
       Borst über seine Pläne für den vergangenen Samstag – anstelle des
       Oranje-Matches in Minsk, das dann auch ein schreckliches Gegurke wurde.
       
       Bleiben wir einen Moment im Studio des gleichen Senders. Dort duellierten
       sich am Ende einer deprimierenden Qualifikationsserie die Altstars Rafael
       van der Vaart und Pierre van Hooijdonk, Standardanalyst des Senders NOS.
       Van Hooijdonk plädierte dafür, endlich einen ausländischen Trainer
       anzustellen, um dem niederländischen Fußball neue Impulse zu geben. Van der
       Vaart dagegen brach eine Lanze für das alte Selbstverständnis der
       offensiven holländischen Schule, die nur mit einem internen Bondscoach zu
       neuer Blüte kommen könnte.
       
       An just dieser Weggabelung steht die elftal, und mit ihr der seit Jahren
       auf personellem Schlingerkurs befindliche KNVB. Wobei sich hinter der Frage
       nach einem nieder- oder ausländischen Coach auch das schon länger brüchige
       Selbstverständnis einer Kickernation verbirgt, die der Welt nicht weniger
       als den Totaalvoetbal schenkte.
       
       Dieses Problem ist alles andere als neu: Damals, als sich Oranje noch für
       Turniere qualifizierte, sahen sich auch erfolgreiche Bondscoaches wie Louis
       van Gaal selbst in den K.-o.-Spielen starker Kritik für ihre vermeintlich
       unniederländische Spielweise ausgesetzt.
       
       Jetzt, da auch die Erfolge aufgehört haben, ist die Verunsicherung umso
       größer.
       
       11 Oct 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Müller
       
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