# taz.de -- FC Bayern in der Champions League: Neymar schießt Ancelotti ab
       
       > Bayern München unterlag in der Champions League mit 0:3 beim
       > Auswärtsspiel gegen Paris Saint-Germain. Trainer Carlo Ancelotti muss
       > gehen.
       
 (IMG) Bild: Trikottausch: Neymar (PSG) und Robben (FCB)
       
       PARIS taz | Mats Hummels schritt mit finsterer Miene von dannen und
       hinterließ im Untergeschoss des Pariser Prinzenparks nur einen Halbsatz,
       als er von einem Reporter angesprochen wurde. „Das glauben Sie nicht
       wirklich“, sagte der Innenverteidiger und zog umgehend weiter. Wie Franck
       Ribéry hatte Hummels die 0:3-Niederlage des FC Bayern am Mittwochabend von
       der Bank aus erlebt, und dass er sich danach zu der fein säuberlichen
       Demontage seiner Kollegen, zu seiner Nichtberücksichtigung oder zu den
       sonstigen Personalentscheidungen von Trainer Carlo Ancelotti äußern würde,
       war eh nicht zu erwarten.
       
       Hummels sah es wohl wie Arjen Robben, der ebenfalls fast 70 Minuten lang
       von der Bank aus hatte zuschauen müssen, wie die erste echte
       Standortbestimmung der Saison gründlich missraten war. „Ich werde zur
       Aufstellung nichts sagen. Da ist jedes Wort eines zu viel“, befand der
       Niederländer, als es um die erstaunliche Formation von Trainer Carlo
       Ancelotti ging, die der rasanten Angriffswucht von Paris Saint-Germain
       (PSG) im vermutlich schon entscheidenden Spiel um den Gruppensieg nicht
       gewachsen war.
       
       PSG hatte seine Ansprüche, als Titelkandidat für den Titel der Champions
       League wahrgenommen zu werden, durch die Tore von Dani Alves (2.), Edinson
       Cavani (31.) und Neymar (63.) untermauert und dabei sogar einen höheren
       Sieg vergeben. Die Münchner dagegen wirkten trotz ihrer zumeist höheren
       Spielanteile hilflos. Ob die Mannschaft hinter den Ideen des Trainers
       stehe, wurde Robben noch gefragt. „Das werde ich nicht beantworten“, sagte
       der 33-Jährige. Hummels’ angestammter Innenverteidigerkollege Jérôme
       Boateng hatte sich gar auf der Tribüne wiedergefunden, für ihn war nicht
       einmal Platz im Kader gewesen.
       
       Stattdessen bildeten Niklas Süle und Javier Martínez den Innenblock der
       Verteidigung, weiter vorne verzichtete Ancelotti auf die Flügelspieler. Zur
       zweiten Halbzeit brachte er Sebastian Rudy und Kingsley Coman, Robben und
       Ribéry sahen weiter zu. Es hat schon viele überraschende Aufstellungen
       gegeben, auch beim FC Bayern. Aber was sich Ancelotti da ausgedacht hatte,
       dürfte in der Hitliste der verblüffenden Formationen einen Spitzenplatz
       einnehmen.
       
       Es fügte sich ins Bild, dass Thomas Müller diesmal von Beginn an spielen
       durfte. Und ebenso, dass auch bei ihm vor allem jene Worte etwas über das
       Binnenklima beim FC Bayern verrieten, die er vermied. „Der Trainer trifft
       die Entscheidungen und stellt seine Pläne vor. Und die Mannschaft versucht,
       das dann bestmöglich umzusetzen“, sagte Müller. Das klang schon äußerst
       distanziert, zumal auch Müller wie alle anderen darauf verzichtete,
       Unterstützung für die Entscheidungen des Trainers zu signalisieren.
       
       „Ich weiß, dass ich dafür kritisiert werde, aber das ist kein Problem“,
       ließ Ancelotti derweil verlauten. Stoisch nimmt der 58 Jahre alte Italiener
       das Rumoren in Mannschaft und Verein hin, und ihn scheint es auch nicht zu
       bekümmern, dass er wider alle internen Hierarchien handelt. Bisher galt es
       als unvorstellbar, dass die Münchner in den großen Spielen freiwillig auf
       Robben, Ribéry, Hummels und Boateng verzichten. Ancelotti aber tat es,
       getragen auch von der grundsätzlich nachvollziehbaren Idee, das Zentrum zu
       verdichten. Doch es folgte eine umfassende Havarie, und Ancelotti dürfte
       wissen, dass er sich dadurch noch angreifbarer gemacht hat als ohnehin.
       „Ich bedaure nichts“, sagte er später.
       
       Auf der nächtlichen Bankettrede waren es auch die von Karl-Heinz Rummenigge
       unausgesprochenen Worte, die für den meisten Nachhall sorgten. „Eine ganz
       bittere Niederlage“, bilanzierte der Vorstandsvorsitzende, „über die es zu
       sprechen gilt, die es zu analysieren gilt und aus der wir auch in
       Klartextform Konsequenzen ziehen müssen.“ Welche Konsequenzen er dabei
       andachte, ließ er zu jenem Zeitpunkt offen.
       
       Am Donnerstagnachmittag hat sich der FC Bayern München dann
       übereinstimmenden Medienberichten zufolge von Ancelotti getrennt. Wie unter
       anderem der TV-Sender Sky Sport News und die Sport Bild am Donnerstag
       meldeten, zog der Verein damit die Konsequenzen. Den Medienberichten
       zufolge soll der bisherige Co-Trainer Willy Sagnol das Team vorübergehend
       übernehmen. Eine offizielle Reaktion des Vereins gab es zunächst nicht.
       
       28 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Maik Rosner
       
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