# taz.de -- heute in Bremen: „Strukturell ausgeschlossen“
       
       > Behinderung Vortrag und Diskussion mit Rolf Kohn (Die Linke) über das
       > Bundesteilhabegesetz
       
       taz: Herr Grams, mit welchen Problemen haben Menschen mit Behinderung im
       Arbeitsleben zu kämpfen? 
       
       Florian Grams: Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung ist
       doppelt so hoch wie von Menschen ohne Behinderung. Das liegt daran, dass
       Behinderte vom Arbeitsmarkt strukturell ausgeschlossen werden. Es ist für
       sie schwer, eine Stelle zu finden, da viele Unternehmen nicht barrierefrei
       sind oder ihnen die Einstellung von Behinderten zu kompliziert ist. Darum
       entrichten sie lieber die vorgeschriebene Ausgleichsabgabe und müssen dafür
       keine Behinderten beschäftigen.
       
       Was muss sich ändern, damit Menschen mit Behinderung besser in den
       Arbeitsmarkt integriert werden können? 
       
       Unternehmen sollten verpflichtet werden, barrierefrei zu bauen. Laut Bremer
       Baurecht ist dies bei öffentlichen Gebäuden bereits der Fall, aber die
       Privatwirtschaft ist weiterhin davon ausgenommen. Auch die
       Ausgleichsabgaben für Unternehmen sollten deutlich erhöht werden, sodass es
       teurer wird, sich den gesetzlichen Verpflichtungen zu entziehen. Es ist
       auch wichtig, dass das Wahlrecht für Behinderte mit einer gesetzlichen
       Vertretung in allen Lebensbereichen eingeführt wird – auch das gehört zur
       vollen Teilhabe!
       
       Bietet das Bundesteilhabegesetz sinnvolle Maßnahmen für Ihre Vorschläge? 
       
       Jein. In diesem Gesetz werden zum Beispiel Teilhabeleistungen, die den
       Eintritt in den Arbeitsmarkt erleichtern sollen, eingerichtet. Das ist ein
       Schritt in die richtige Richtung! Aber andere Maßnahmen, wie das
       kostengünstigere „Poolen“ von benötigten Assistenzleistungen an einen
       bestimmten Ort, schränken die Möglichkeiten zur freien Wohnorts- und
       Arbeitswahl wieder enorm ein.
       
       Was erwarten Sie von der Diskussion? 
       
       Nach dem Vortrag von Rolf Kohn, unserem Experten für die Behindertenpolitik
       von der Berliner Linken, wird dem Publikum die Möglichkeit für Nachfragen
       gegeben. Da bei solchen Veranstaltungen erfahrungsgemäß viele Menschen mit
       Behinderung im Publikum sitzen, werden diese bestimmt auch von ihren
       eigenen Erfahrungen erzählen. Daraus erhoffen wir uns eine lebhafte und
       interessante Diskussion!
       
       Interview Paulina Hemesath 
       
       18 Uhr, DGB-Haus, Bahnhofsplatz 22–28
       
       18 Sep 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paulina Hemesath
       
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