# taz.de -- Weniger Agrodiesel in deutschen Tanks
       
       > Umwelt Biodiesel-Absatz sinkt. Umweltschützer hoffen auf weniger Anbau
       > von Raps und Palmöl
       
 (IMG) Bild: Bienchen vor Raps: So schön sollte es doch sein
       
       BERLIN taz | Trotz des Abgasskandals wird in Deutschland immer mehr Diesel
       getankt. Zugleich geht der Verbrauch von Agrodiesel, auch Biodiesel
       genannt, zurück. Beigemischt wurden fossilem Diesel statt 912.000 Tonnen
       wie in den ersten fünf Monaten des Jahres 2016 nur noch 848.000 Tonnen
       pflanzlicher Diesel.
       
       Nur auf den ersten Blick paradox: Umweltschützer freut das. „Die
       Treibhausgasbilanz ist bei fast jedem Biokraftstoff so schlecht wie bei
       fossilem Diesel oder sogar noch schlechter“, sagt Dietmar Oeliger, Leiter
       der Verkehrspolitik des Naturschutzbundes (Nabu). Oeliger wäre es am
       liebsten, ganz auf den Einsatz des Sprits vom Acker zu verzichten.
       
       Weil es die EU so vorgibt, mischen Mineralölkonzerne fossilem Diesel
       Kraftstoff aus Energiepflanzen bei. Das soll helfen, die Klimaziele zu
       erfüllen. Ob das überhaupt funktioniert, ist jedoch umstritten.
       
       Für die Herstellung von Agrodiesel wird vor allem Raps angebaut.
       Tatsächlich entsteht bei der Verbrennung der Ölpflanze nur so viel CO2, wie
       sie vorher aufgenommen hatte. Damit wäre sie klimaneutral – wenn nicht bei
       Feldarbeiten, der Düngung, der Ernte, dem Pressen des Rapses und seinem
       Transport weitere Treibhausgase produziert würden.
       
       Hinzu kommt, dass „Raps keine besonders hohen Erträge“ bringt, wie
       Greenpeace-Agrarexperte Martin Hofstetter sagt.
       
       Angelika Lischka, Referentin für Landwirtschaft und Naturschutz vom Nabu,
       hält es deshalb für sinnvoller, den großflächigen Rapsanbau durch
       vielfältigere Fruchtfolgen zu ersetzen. „Das könnte zu mehr Diversität der
       Ackerkulturen führen.“ Wirklich naturverträglicher würde die Landwirtschaft
       aber erst, wenn auch größere Flächen brachliegen dürften.
       
       Dass weniger Agrosprit genutzt wird, finden die Umweltschützer in
       Deutschland vor allem deswegen gut, weil diesem bislang neben Rapsöl
       jährlich mehrere 100.000 Tonnen Palmöl beigemischt werden. Zwar müssen
       diese aus nachhaltigem und zertifiziertem Anbau stammen, so Hofstetter von
       Greenpeace. Aber dabei werde noch „unterschlagen, dass stattdessen Rodungen
       von Regenwald für den Anbau von Palmöl für Lebensmittel oder Kosmetika
       nötig werden“.
       
       Wenn schon weiter Agrodiesel genutzt werde – und danach sieht es trotz des
       leichten Rückgangs aus –, empfiehlt Agrarexperte Hofstetter, Abfallfette zu
       nutzen. Sie würden nicht extra angebaut und verursachten deshalb kein
       zusätzliches Treibhausgas.
       
       Bereits jetzt wird laut „Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen“
       (Ufop) jährlich 750.000 Tonnen „altes Frittenfett“ für Agrodiesel
       eingesetzt. Und die EU-Kommission arbeitet an einem Vorschlag, der die
       Verwendung von Abfallstoffen, wie Restholz und Stroh, anstelle von Raps
       fördern könnte.
       
       Wo davon große Mengen herkommen sollen, sieht Oeliger vom Nabu allerdings
       noch nicht. Stroh sei für die Dieselherstellung kaum verwendbar und die
       Wälder dürften für ein funktionierendes Ökosystem nicht zu stark ausgeräumt
       werden.
       
       Anna Parrisius
       
       11 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anna Parrisius
       
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