# taz.de -- heute in hamburg: „Wie eine Massenpsychose“
       
       > Handysucht Thorsten Kirsch kritisiert in seinen Illustrationen den Umgang
       > mit Smartphones
       
       taz: Herr Kirsch, haben Sie heute schon zu Ihrem Smartphone gegriffen, um
       im Internet zu surfen, zu chatten oder e-Mails abzurufen? 
       
       Thorsten Kirsch: Zugegeben, ja. Ich bin genauso empfänglich für das
       Suchtpotenzial des Smartphones wie jeder andere auch. Im Gegensatz zu
       vielen anderen Menschen bin ich mir aber dessen bewusst und deshalb in
       gewisser Weise mein eigener Therapeut.
       
       War es dieses Sich-selbst-ertappen, das sie dazu bewogen hat, ihr
       Kunstprojekt „Smartphonezombies Diary“ ins Leben zu rufen? 
       
       Da ist eher ein Schlüsselerlebnis für verantwortlich, das ich vor einiger
       Zeit gemacht habe. Da schrie eine Frau lautstark in ihr Smartphone und nahm
       ihre gesamte Umwelt nicht mehr wahr. Ich konnte sie aus nächster Nähe
       fotografieren, ohne dass sie es merkte. Das hat mich schockiert. Drastisch
       gesagt können die Menschen durch das Smartphone die Kontrolle über ihr
       Leben verlieren.
       
       Was sagt diese Entwicklung über unsere Gesellschaft aus? 
       
       Ich würde es mit einer Massenpsychose vergleichen. Immer mehr Menschen sind
       betroffen, unabhängig ihres sozialen Milieus. Das beginnt beim Jogger, der
       im wahrsten Sinne des Wortes laufend aufs Handy schaut. Aber ich habe aber
       auch schon Senioren am Rollator gesehen, die mit ihrem Selfie-Stick
       beschäftigt waren, während sie die Straße überquerten. Die Gefahren lauern
       dann auch im Straßenverkehr. Täglich sehe ich Menschen, die am Steuer ihr
       Handy nutzen. Meiner zehnjährigen Tochter bringe ich mittlerweile bei,
       nicht nur auf die Fußgängerampel zu schauen, sondern auch darauf zu achten,
       ob die Autofahrer auf die Straße oder aufs Handy schauen.
       
       Richtet sich ihre Ausstellung an genau jene Menschen, damit diese ihr
       Smartphone bewusster nutzen? 
       
       Ja, sie soll natürlich auf diese Entwicklung aufmerksam machen, damit die
       Leute ihr Handeln hinterfragen. Damit sich jeder daran beteiligen kann,
       habe ich die Ausstellung auch mit einem Blog verknüpft, auf dem jeder
       andere und ich Erlebnisse austauschen können. Teilweise sind schon junge
       Leute auf mich zugekommen und haben gesagt, dass die Karikaturen sie
       stutzig machen. Dabei ist es manchmal schwierig, überhaupt noch wahre
       Karikaturen zu zeichnen, da die Abbildungen so nah an der Wirklichkeit
       sind.
       
       Interview: Leon Kirschgens
       
       „Smartphonezombies Diarys“: bis 19.8., 9.30 bis 20 Uhr, Phoenix-Center
       Harburg
       
       10 Aug 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leon Kirschgens
       
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